Hiroschima – Millionen Kranische und eine Insel voller Hirsche
Nach Tokyo ist Hiroschima vielleicht die bekannteste Stadt in Japan. Leider aus ganz anderen Gründen. Jeder hat schon mal von Tokyo gehört, weil es die Hauptstadt ist und die bevölkerungsreichste Metropolregion der Welt, aber der Name Hiroschima ruft ganz andere Assoziationen hervor. Richtig. Dort ist die erste Atombombe der Welt explodiert und hat Tausende Menschen getötet. Einfach so. Okay es war Krieg. Aber die Mehrzahl der Bürger von Hiroschima hatten mit diesem Krieg nichts zu tun. Die US-Regierung wollte nur gerne einmal wissen, was passiert, wenn man eine Atombombe über einer Großstadt abwirft.
Daher ist der Besuch von Hiroschima eng verbunden mit diesem grausamen Ereignis in der Geschichte der Stadt und daher hat sich Hiroschima seit 80 Jahren dem Kampf für den Frieden verschrieben. Der Stadtpark heißt Friedenspark. Die Hauptallee ist die Friedensstraße und Dutzende Denkmäler ermahnen alle Besucher, dass so etwas wie hier am 6. August 1946 nie wieder geschehen darf.
Im Friedenspark wurde ein Gebäude aus Ruine stehen gelassen. Es hat eine Kuppel und wurde nicht wie die umliegenden Gebäude vollständig dem Erdboden gleich gemacht. Das lag daran, dass es sich direkt unter der Atombombe befand, als diese auf einer Höhe von 112 Meter über der Stadt detoniert ist. Die Druckwelle kam hier von oben statt von der Seite. Eindrucksvoll erinnert das Skelett dieses Bauwerks an das unendliche Leid, das Hiroschima erlebt hat.
Das Museum ist nichts für schwache Nerven. Obwohl einige besonders grausame Ausstellungsstücke entfernt wurden, zeigen sehr viele Bilder die Auswirkungen der Bombe. Die Geschichten der Menschen, die in Hiroschima gelebt haben und gestorben sind, gehen unter die Haut. Tausende starben augenblicklich beim Einschlag der Bombe. Viele Tausend weitere starben an den Verbrennungen, die sie erlitten, in den Tagen und Wochen nach dem 6. August. Viele, viele weitere Tausende starben an den späteren Folgen, an Krebs und anderen Krankheiten, die durch die atomare Strahlung verursacht wurden. Die Schilderungen der Suche nach Überlebenden und nach Toten in den Trümmern der Stadt, sowie der Bergung der unzähligen Leichen sind keine leichte Kost. Aber ich finde, jeder sollte sich dieses Thema einmal zu Gemüte führen.
Geradezu krass ist der Gegensatz zwischen den Bildern im Museum und der heutigen Großstadt Hiroschima, die so lebendig ist, wie sie nur sein kann. Auf der gesamten Reise hat mir das Zentrum von Hiroschima beinahe am besten gefallen, weil es da so viel zu entdecken gab. Tempel, Geschäfte, Spielhallen, Restaurants. Einfach unglaublich, wie gut 80 Jahre Frieden dieser Stadt getan haben. Hiroschima ist ein Denkmal des Lebens und der Hoffnung.
Es gibt in Hiroschima aber noch etwas, das besonders sehenswert ist: Die Insel Miyajima. Dort befindet sich dieses weltbekannte rote Tempeltor, das im Wasser steht und das auf jedem Japan-Prospekt zu sehen ist. Ursprünglich wurde es mitsamt dem dazugehörigen Tempel ins Wasser gestellt, weil es aufgrund der Heiligkeit der Insel Miyajima verboten war, dort Gebäude zu errichten. Irgendwie ist auf der Insel dann aber doch eine kleine Stadt entstanden, in der 2000 Menschen leben. Ein paar weitere Tempel tragen zur heiligen Atmosphäre bei, ebenso wie die vielen beinahe zahmen Hirsche, die auf Miyajima zwischen den Touristen hin und her laufen und nach Keksen und anderen Snacks Ausschau halten. Miyajima war eine besondere Mischung aus Touristenmekka und heiliger Stätte. Irgendwie schön, wenn auch vollkommen überlaufen.
Eure Beatrice!