Istanbul – Katzen in der Kirche, Hunde im Palast
Alle meine Besuche in Istanbul kamen bisher so zustande, dass ich einen Flug mit Turkish Airlines hatte und den Stoppover in Istanbul ein wenig ausgedehnt habe. So auch dieses Mal. Der einzige Haken: In Istanbul ist der neue gigantische und groß angepriesene Flughafen nun nicht mehr einen Katzensprung von der Innenstadt entfernt, sondern fast 50 Kilometer. Das Ungetüm ist zwar fertig gestellt, aber die Bahnanbindung noch nicht. Es verkehrt ein Bus, der aber mindestens 90 Minuten lang unterwegs ist. Für alle Taxifahrer ist das natürlich ein ungeheurer Glücksfall, denn sie können eigentlich verlangen, was sie wollen. Und das tun sie auch.
Erst einige Wochen vor der Reise konnte ich eine Webseite finden, auf der Transfers für weniger als 50 Euro angeboten wurden. Istanbul empfängt mich an diesem Wochenende Ende Oktober mit einem angenehmen Klima, morgens etwas frisch, mittags um die 20 Grad und halbwegs sonnig. Ich besichtige die Hagia Sophia, einerseits, weil sie mir beim letzten Mal so gut gefallen hat und andererseits weil ich Gerüchte gehört habe, dass sie wieder in eine Moschee umgewandelt werden soll. Bei einem Präsidenten wie dem aktuellen, weiß man nie, ob solche Projekte nicht tatsächlich umgesetzt werden. Die Hagia Sophia ist noch immer wunderschön.
Leider steht in der Mitte ein riesiges Gerüst, weil offenbar renoviert wird. Vorne im Altarraum sitzt eine dickliche schielende Katze. Ich könnte schwören, dass es dieselbe Katze ist, die ich schon vor einigen Jahren hier fotografiert habe. Grundentspannt und niedlich. Es laufen noch mehr Katzen in der Hagia Sophia herum. Als zweites steht der Topkapi Palast auf dem Programm. An modernen Automaten kann ich mit der EC-Karte eine Eintrittskarte kaufen und muss dann durch den Scanner. Diese Sicherheitsvorkehrungen scheinen mir neu zu sein. Auf dem Palastgelände finde ich keine einzige Katze. Hier ist ganz offensichtlich das Territorium der Hunde. Mindestens sieben recht große Mischlinge liegen auf den Wiesen und Wegen.
Einer ist sogar so zutraulich, dass er sich von Passanten am Bauch kraulen lässt. Der Palast ist eindrucksvoll und besteht aus vielen sehr verschiedenen Gebäuden, die alle in unterschiedlichen Stilrichtungen erbaut wurden. Ich schaue mir die Waffenkammer an und die Schätze und Kostbarkeiten, die von den verschiedenen Sultanen zusammengetragen wurden. Es gibt zum Beispiel eine Uhrensammlung, die wahrscheinlich von unschätzbarem Wert ist.
Auf keinen Fall darf man den Basar in Istanbul verpassen. Es gibt den großen Basar und den ägyptischen Basar oder auch Gewürzbasar. Beide sind in historischen Basargebäuden untergebracht, beide leuchten und funkeln und stecken voller Farben und Schätze. Und das Lustige ist, dass man fast von einem zum anderen laufen kann, ohne wirklich den Eindruck zu haben, den Basar je verlassen zu haben. Das liegt daran, dass zwischen den beiden Basaren eigentlich alle Straßen voller Geschäfte und Stände sind. Man kann hier selbstverständlich gefälschte Markenklamotten und Lederwaren kaufen, aber auch türkischen Honig, Teppiche, Schachspiele und Haushaltswaren. Irgendwie bin ich diesmal nicht zum Fleischen aufgelegt und kaufe daher nur etwas Tee. Allgemein habe ich den Eindruck, dass die Verkaufstechniken etwas weniger agressiv sind als noch vor ein paar Jahren.
Kulinarisch gesehen ist Istanbul nicht unbedingt mein Traumziel. Zu viel Fleisch und zu viel Knoblauch. Aber ich finde natürlich auch hier Leckereien, die mich begeistern. Es gibt frischen Fisch. Ich habe ein winziges Lokal gefunden, im dem ein altes Pärchen etwas unglaublich Leckeres aus Auberginen gemacht hat. Es hieß Gemüsekebab, aber es war ein Brei aus geschälten und gekochten Auberginen. Hervorragend. Dort habe ich in 3 Tagen viermal gegessen. Das beste aber: der frische Saft! Granatapfelsaft, Orangensaft oder beides gemischt. Wunderbar, nicht teuer und sooo gesund!
Eure Beatrice!