Jodhpur – die Wunder der blauen Stadt
Jodhpur ist bekannt als die blaue Stadt, im Gegensatz zur rosaroten Stadt Jaipur. Die beiden liegen für unser Verständnis recht nah beieinander und sind für indische Verhältnisse sogar über eine recht gute Straße miteinander verbunden. Ich habe mich besonders auf das Blau gefreut und war dann am Ende fast ein wenig enttäuscht, weil Jodhpur meiner Meinung nach ruhig noch viel blauer sein könnte!
Am besten sieht man das Blau, wenn man auf den kleinen Berg hinauf fährt, auf dem das Jodhpur-Fort steht. Ein traumhaftes Gebäude außerdem, das sich jeder Besucher unbedingt ansehen sollte. Auf dicken Felsen stehen fast ebenso dicke Mauern. Oben und innen angekommen sieht man dann die palastartigen Bauten, die einst den Maharajas von Jodhpur als Wohn- und Arbeitsräume gedient haben.
Zunächst hat man den Eindruck, der Palast sei aus Holz geschnitzt – so filigran sind die Fassaden und Fenster gearbeitet. Umso erstaunter war ich, als ich herausfand, dass alle Gebäudefassaden in Stein gemeißelt sind. Es gibt zahlreiche offene Räume mit luftigen Lochfenstern, viele Malereien und Räume mit einzigartigen Spiegel- und Glasverzierungen, die kaum farbenfroher sein könnten.
Interessant ist auch die Ahnenreihe der einzelnen Maharajas, die hier gelebt haben.
Von hier oben hat man dann auch einen tollen Blick auf die Stadt, die sich am Fuße des Hügels bis zum Horizont erstreckt. Immerhin eine Million Menschen leben in Jodhpur heutzutage. Viele von ihnen haben sich für eine blaue Fassade entschieden, aber eben doch nicht genug. Ich hätte mir noch mehr Blau gewünscht. Vielleicht lässt sich da ja noch etwas tun. Immerhin erkennt man die blaue Stadt als solche von oben.
Etwas schwieriger, die blaue Stadt Jodhpur zu entdecken ist es, wenn man sich mitten drin befindet. Im Zentrum von Jodhpur hat man das wahre Indien-Erlebnis: enge Gassen, kontinuierliches Hupen von Fahrzeugen beinahe jeder Größe und Art, Kühe, kleine bis mittelgroße Müllberge, sehr viele Menschen und Verkaufsstände, die vor allem frische Waren anbieten.
Wenn Ihr dann schon mal in Jodhpur seid, schaut Euch auf dem Hügel, der gegenüber dem Festungshügel liegt, das Mausoleum von Jaswant Singh II an. Dieses vollständig aus Marmor gebaute Denkmal für einen der ehemaligen Maharajas, strahlt schön in der Sonne und liegt in einem hübschen Garten, in dem es weder Kühe noch hupende Motorräder gibt. Das ist in Indien quasi gleichbedeutend mit friedlich. Im Gebäudeinnern wird an gleich mehrere Maharajas erinnert, mit Bildern und Fotos – vor allem aber an denjenigen, der das Geld für dieses schöne typisch indische Bauwerk bereitgestellt hat. Es ist ja eigentlich untypisch, dass Hindus sich Totendenkmäler setzen. Wenn sie es aber tun, dann verstehen sie was davon.
Wenn Ihr demnächst nach Jodhpur reist, nehmt einen Eimer blaue Farbe mit und verschenkt ihn in der quirligen Innenstadt an irgendwen. Das würde mir Freude machen!
Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!
Eure Beatrice!