Karima – Gastfreundschaft im nördlichen Sudan
Karima liegt in der Nordprovinz des Sudan. In der Stadt ist ganz schön was los, vor allem am Tag auf dem Markt und am Abend auf dem großen Platz voller Restaurants. Die Menschen hier sind unglaublich gastfreundlich. Sudan und Ägypten mögen einiges gemeinsam haben, aber im Sudan sind die Menschen alle einfach nur freundlich und nett. Jeder spricht mit jedem, selbst mit mir, obwohl ich ja kein Wort verstehe.
Wildfremde Menschen schenken mir Datteln, laden mich zum Tee ein oder lassen mich Fotos von sich und ihren Eseln machen. In Ägypten undenkbar. Nicht nur in Ägypten. Ich kann es kaum fassen, wie freundlich alle sind. Nahezu ausnahmslos. Die Pyramiden hier in der Nähe von Karima sind kleiner als in Ägypten, dafür gibt es aber mehr.
Die Gräber von El-Kurru sind weniger für ihre Pyramiden bekannt – es ist im Grunde nur eine einzige Pyramide erhalten, die man noch als solche erkennen kann – als für ihre unterirdischen Grabkammern. Ich darf mir das Grab von König Tanutomeni ansehen. Leider hat das Nilwasser die Gemälde an den Wänden des Grabes bis auf etwa die Höhe von einem Meter weggewaschen. Aber alles, was oberhalb der Wassermarke liegt, ist erstaunlich gut zu erkennen. Ich bin begeistert.
Das Grab ist in zwei Kammern unterteilt. In der ersten sieht man Tanutomeni mit zwei Söhnen des Horus. In der zweiten Kammer befand sich das eigentliche Grab mit dem Sarkophag. Hier ist eine Szene zu sehen, bei der das Herz von Tanutomeni gewogen und von Osiris bewertet wird. Ein Skarabäus hilft bei dieser Prozedur dem König und legt ein gutes Wort für ihn bei Osiris ein.
Zwischen EL-Kurru und Karima befindet sich der Berg oder Felsbrocken Jebel Barkal. Es ist ein heiliger Berg, oder zumindest war er das vor zwei-, dreitausend Jahren.
Rund um den Jebel Barkal stehen mehrere Tempelanlagen und Grabpyramiden. Von 39 Pyramiden stehen etwa ein Dutzend halbwegs aufrecht. Drei oder vier sind sogar richtig gut erhalten. Der Amun-Tempel ist ebenfalls halbwegs gut zu erkennen, allerdings ist von den Reliefs und Malereien kaum noch etwas übrig. Teile von mächtigen Säulen mit deutlich mehr als einem Meter Durchmesser sind zu erkennen und einige Schafböcke, die vor dem Eingang Spalier stehen.
Die Zeit kurz vor Sonnenuntergang ist dann perfekt, um auf den heiligen Berg hinauf zu steigen. Das dauert nur zehn oder fünfzehn Minuten und oben befindet man sich dann auf einem Plateau, das so vollkommen anders aussieht als die umgebende Landschaft. Zum Beispiel sind oben die Steine schwarz und ihr vulkanischer Ursprung ist deutlich erkennbar. Ich fühle mich wie auf einer Mondlandschaft und gleichzeitig einer Aussichtsplattform. Von hier oben sind die Ausgrabungsstätten sehr gut erkennbar und ich kann bis zum Nil schauen sowie über ganz Karima und Merowe hinweg.
Karima muss eigentlich auf jeder Reise in den Norden des Sudan dabei sein, denn hier wimmelt es nur so von Altertümern.
Eure Beatrice!
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