Khujand – Goldzähne und unglaubliche Augenbrauen
Wer hat schon von Khujand oder Chudschand gehört? Nein? Leninabad – so hieß es früher? Auch nicht unbedingt? Ging mir ähnlich, bis ich mich auf die Reise nach Tadschikistan vorbereitet habe. Es ist die zweitgrößte Stadt des Landes und sie ist mindestens 2.500 Jahre alt. Kyros der Große oder Kyros II soll die Stadt im 6. Jahrhundert gegründet haben, indem er eine Festung baute. Das tat er nicht aus Freundlichkeit. Er war gerade auf einem Feldzug, um sein persisches Reich noch größer zu machen.
Auf jeden Fall stand dann hier eine Festung und so blieben ein paar Leute in der Gegend. Bis heute. Vor Kurzem hat Khujand sein 2.500. Stadtjubiläum gefeiert. Von der Festung sind nur noch Bruchstücke und ein paar Münzen übrig. Leider haben die Tadschiken beschlossen eine neue Festung zu bauen, die der alten möglicherweise ähnelt. Im Zentrum von Khujand steht also nun eine brandneue Festung. Seltsam.
Dahinter steht ein brandneues Grabmal für einen Dichter aus dem 13. Jahrhundert. Das kann ich allerdings entschuldigen, denn der Dichter lag viele Jahrhunderte im Iran begraben, wo er gelebt hat und gestorben ist. Da er aber gebürtiger Tadschike war und es jetzt endlich ein Tadschikistan gibt, hat Präsident Rahmon vor ein paar Jahren darum gebeten, die Asche des berühmten Dichters Khujandi zurückzubekommen. Sie liegt nun in einer kleinen Box in einem wirklich hübschen Grabmal mit einer grünlichen Kuppel.
Nicht unbedingt schön aber eindrucksvoll ist der Panjschanbe Basar, ein riesiger überdachter Basar mit jeder Menge Händlerin darin und drumherum. Dort habe ich etwas gesehen, das ich nivht für möglich gehalten hätte: zahlreiche Frauen haben sich die Augenbrauen so geschminkt, dass es aussieht, als haben sie eine dicke durchgehende Augenbraue. So wie Bert aus der Sesamstraße. Wer hätte gedacht, dass zusammengewachsene Augenbrauen irgendwo auf der Welt sexy sind? Also ich nicht. Nun, man lernt nie aus. Deshalb liebe ich das Reisen so sehr. Dieser Schönheitstrend stellt die allgegenwärtigen Goldzähne fast in den Schatten.
Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt gibt es noch eine Kuriosität: und zwar den perfekten Nachbau des Winterpalastes in Sankt Petersburg. Dieser wurde von einem Kolchosenbesitzer hier erbaut, wohl weil er dringend einen eindrucksvollen Palast brauchte und sich keinen Architekten leisten konnte. Der Bau ging dann echt flott, denn er hatte ja mit allen Kolchosenmitarbeitern kostenlose Arbeitskräfte in Hülle und Fülle zur Verfügung.
Der seltsame Palast ist berühmt, weil hier ein Friedensvertrag im tadschikischen Bürgerkrieg unterschrieben wurde. Soweit ich das verstanden habe, war es keiner, der eingehalten wurde. Aber hier wurde auch später die tadschikische Flagge ausgewählt und der Präsident Rahmon ernannt. Ein Ort voller Geschichte also. Solltet ihr also mal in die Gegend kommen: schaut euch unbedingt den Basar und den falschen Winterpalast an!
Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!
Eure Beatrice!