Koh Samui – Knockouts und riesige Genitalien
Bisher hatte ich die thailändischen Inseln nicht wirklich auf meinem Reiseprogramm stehen, weil viele von ihnen einfach traumhaft idyllisch sind und Idylle ist nicht so sehr mein Ding. Als ich dann aber Koh Samui auf dem Programm meiner Thailand-Rundreise fand, war ich doch irgendwie neugierig. Wie viel Idylle gibt es wohl auf Koh Samui?
Nun, das Koh Samui, das ich erlebt habe, hatte mit Idylle nichts zu tun. Es war wunderbar laut, lebendig und voller Aktivitäten. Eine Inselrundfahrt führt zu Wasserfällen, Elefanten, riesigen Buddhastatuen und verschiedenen Tempeln. Besonders eindrucksvoll war der Tempel des mumifizierten Mönches. Der Hausherr sitzt im Schneidersitz in seiner orangenen Robe einbalsamiert und für die Ewigkeit hergerichtet in einem Glaskasten und schaut auf die Gläubigen herab.
Vor dem Tempel steht eine Marmorstele, auf der die hinterbliebenen Mönche in Thai und Englisch ein paar Sätze zum Leben und Sterben ihres verehrten Freundes aufgeschrieben haben. Ich lese natürlich nur die englische Version. Die ersten zwei Drittel sind fast komplett korrekt. Aber im letzten Drittel des Textes hat wohl derjenige, der wirklich des Englischen mächtig war, die Runde verlassen. Das letzte Drittel enthält zahlreiche herrliche Schreibfehler, wie man sie nur im fernen Südostasien finden kann.
Eines der Highlights sind die Felsen, die von den Einheimischen Grandma und Grandpa, also Oma und Opa getauft wurden. Den Opa sieht man schon von Weitem. Ein ziemlich großer Felsen in ziemlich eindeutiger männlicher Form erhebt sich aus einem Haufen Felsen direkt am schönen blauen Meer. Die Großmutter ist etwas weniger leicht zu finden. Wie im wirklichen Leben suchen viele der Besucher eine geraume Zeit nach dem Geheimnis der Großmutter. Manche finden sie wohl auch nie. Ich hatte Glück und einen Hinweis in Form eines staunenden älteren Pärchens. Die Oma ist fast noch authentischer als der Opa und ich rate euch, diesen kleinen Ausflug zu machen, wenn Ihr nach Koh Samui kommt.
Ansonsten ist diese Insel ein Paradies für Sonnenanbeter, für Shoppingfreunde, für Fans der berühmten Thaimassage und für Kampfsportliebhaber. Die Thaimassage war mal wieder ein Erlebnis. Eine Dame, die doppelt so alt ist wie ich und wahrscheinlich einen Kopf kleiner (wer mich kennt, weiß, dass das tatsächlich erstaunlich ist) knetet alle meine Muskeln mit einer Hingabe und Kraft, die man ihr nicht zugetraut hätte.
Aber am schönsten war in meinen Augen die abendliche Aktivität: Muay Thai. Keine Sorge, ich habe mich nicht in den Ring begeben. Ich habe mir nur Tickets gekauft für zwei der beinahe allabendlichen Kampfevents. Es gibt gleich mehrere recht große Stadien, in denen abwechselnd Veranstaltungen stattfinden. Am ersten Abend dauerte es eineinhalb Stunden, bis endlich die Stromversorgung im Viertel wieder hergestellt war und das Ereignis startete etwas später als geplant. Am zweiten Abend lief alles nach Plan. Es war spannend, die einzelnen Kämpfer bei der Vorbereitung und natürlich den eigentlichen Kampf zu beobachten.
Ebenso interessant war es, die wenigen Einheimischen zu sehen, die in einer Ecke der Zuschauerränge ihre Wetten abgaben und inbrünstig mitfieberten. Es gab einige hochgradig spannende Kämpfe und mehrere Knockouts. Als großes Finale des zweiten Abends durfte ich eine junge Dame aus Australien sehen, wie sie einen jungen Herrn aus Japan gezeigt hat, wo der Hammer hängt.
Der Sextourismus ist natürlich auch auf Koh Samui allgegenwärtig und offensichtlich, aber es kam mir weniger schlimm vor als in Pattaya. Vielleicht bin ich aber auch einfach mit den Jahren abgestumpft. Ich werde wahrscheinlich nicht nach Pattaya zurückkehren, um das zu überprüfen. Aber vielleicht fasse ich nach dieser positiven Erfahrung auf Koh Samui in Zukunft noch einige andere thailändische Inseln ins Auge.
Eure Beatrice!