Konstanz – Die Macht der Mätressen
Die Stadt Konstanz liegt direkt am Bodensee und zwar auf der Südseite. Wenn man durch Konstanz läuft oder fährt und nicht aufpasst, befindet man sich möglicherweise bald in der Schweiz. Die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz verläuft mitten durch Konstanz. Es ist vielleicht die friedlichste und die am dichtesten besiedelte EU-Außengrenze zwischen einzelnen Gebäuden der Stadt.
Diese besondere Lage hat Konstanz vor etwa 70 Jahren ausgenutzt, um der Bombardierung durch die Alliierten im Zweiten Weltkrieg zu entgehen. Alle Städte in Deutschland hatten ihre Lichter ausgeschaltet, damit die Flieger in der Nacht es schwerer hätten, die Städte auszumachen und die Bomben darüber abzuwerfen. Konstanz spielte ein gewagtes Spiel: Es wurde die Parole ausgegeben, die Lichter alle anzulassen, sodass die Flieger davon ausgehen müssten, es handele sich um eine Schweizer Stadt. Die Rechnung ging auf. Konstanz wurde nicht bombardiert.
Daher verfügt Konstanz bis heute über jede Menge richtig alte Gebäude. An vielen der Fassaden, die natürlich alle liebevoll restauriert sind, stehen Daten, die das Baujahr angeben. 1326 steht da oder 1425 oder auch 1560. Die schönsten Gebäude sind allerdings die mit den bunten Malereien auf der Fassade. Das Rathaus ist eines davon. Es ist wie ein Bilderbuch mitten in der Stadt.
Geht man durch die Altstadt hindurch, gelangt man irgendwann zum Hafen von Konstanz. Hier steht das sogenannte Konzil, ein historisches Bauwerk, das einst eines der wichtigen Konzile der katholischen Kirche beherbergt hat. Nur wenige hundert Meter davon entfernt dreht sich eine mächtige Statue aus Metall. Eine Frauenfigur ist dargestellt. In den Händen hält sie zwei kleine Männchen. Es sind die Karikaturen eines Königs und eines Bischofs.
Diese Figur hat eine ganz besondere Bedeutung und lässt erahnen, dass Konstanz zu Selbstironie und zu einem sehr weltlichen Blick auf die Welt und die Geschichte hat. Die Statue erzählt nämlich die Geschichte der Mätressen, die bei diesem wichtigen Konstanzer Kirchenkonzil dabei waren. Die Anzahl der Damen auf diesem Event war Augenzeugenberichten zufolge doppelt so groß wie die der eigentlichen Teilnehmer. Die Statue deutet ganz offen an, dass die Damen bei diesem Kirchenkonzil in gewisser Weise die Könige und Bischöfe in der Hand hatten oder zumindest einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Entscheidungen gehabt haben.
Von Konstanz kann man übrigens in fast alle Städte der Schweiz mit dem Zug fahren. Wenn Ihr also mal dort seid, dann ist es nur ein Katzensprung über die EU-Außengrenze in eine teures aber wunderschönes Land voller Berge und Schokolade.
Eure Beatrice!