Kuba Reisebericht von Beatrice Sonntag
Die Revolution ist in Kuba allgegenwärtig. Man kann auf kaum einer Straße zehn Minuten unterwegs sein, ohne eines der motivierenden Plakate zu finden, welches auf die Errungenschaften der Revolution, auf die Aufgaben der Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft oder auf die legendären Aussprüche der Helden Kubas verweist. Zu diesen Helden gehören natürlich Ernesto „Che“ Guevara und Fidel Castro, aber auch vereinzelt Camilo Cienfuegos und José Martí. Che ist mit Abstand am beliebtesten, auch wenn er kein Kubaner war. Bei ihm kann man sich natürlich auch sicher sein, dass er nicht in absehbarer Zeit in Ungnade fällt, denn er ist längst tot und hat damit keine Chance mehr, sich seinen Heldenstatus zu ruinieren.
Ich muss ja zugeben, dass die Persönlichkeit dieses legendären Che eine solche Faszination auf mich ausübt, dass er einer der Hauptgründe für meine Kubareisen (2003 und 2015) war. Ich habe unzählige Bücher über ihn gelesen und bin einfach hingerissen von seiner Art, die Welt zu sehen und sie verändern zu wollen. Natürlich macht auch sein tragisches Ende einen Teil seines unwiderstehlichen Charmes aus.
Hasta la Victoria – Siempre!
Auf den Spuren der Revolution in Kuba muss man unter anderem auch die legendäre Hühnerfarm besichtigen, die unweit der STadt Santiago de Cuba im Süden der Insel liegt. Diese hatte ich noch in sehr guter Erinnerung von meiner Reise vor 12 Jahren. Das Schöne an dieser Farm, der Granjita Siboney, sind die Geschichten, die dort auf den Besucher warten. Jedes der Einschusslöcher in der Fassade erzählt eine andere heldenhafte Story aus der Vergangenheit Kubas. Ebenso die Aushänge, Fotos und Modelle, die im Innern der Farm ausgestellt sind.
Auf den Spuren der Revolution auf Kuba
Innerhalb von weniger als zwei Wochen kann man auf Kuba alle die legendären Örtlichkeiten der Revolution von vor 60 Jahren besichtigen. Als Besucher hat man vielleicht den Eindruck, dass seither nicht viel Heldenhaftes mehr geleistet wurde und dass sich die Herren Castro zu sehr auf ihren Lorbeeren ausruhen. Aber irgendwie ist dieser Zauber der Revolution noch immer lebendig und wird mit allen Mitteln am Leben gehalten. Trotzdem lassen die Menschen auf Kuba hin und wieder durchblicken, dass sie mit der einen oder anderen Problematik nicht ganz einverstanden sind. Allein schon die Tatsache, dass es zwei Währungen im Land gibt, ist zum verrückt werden. Dazu kommt noch das Problem, dass wegen des Embargos kaum etwas lieferbar ist. Auf jeden Fall hat der Mangel an quasi allem die Kubaner zu wahren Lebenskünstlern und mit den kreativsten Menschen der Welt gemacht.
Kreativ sind die Kubaner nicht nur im Umgang mit ihren tollen Oldtimern, für die dank Embargo seit Jahrzehnten (auf legalem Weg) keine Ersatzteile mehr geliefert werden. Die Erfindungsgabe hat sich auf nahezu alle Lebensbereiche ausgebreitet. Nun warten sie aber trotzdem gespannt auf die Zukunft, in der sie mit noch mehr Möglichkeiten noch kreativer sein können.
Fidel Castro wünscht sich, dass alle seine Mitbürger so wie Che wären. Che träumte von einer Welt ohne Grenzen und ist sogar für seine Überzeugung gestorben. Im Mausoleum des argentinischen Arztes in Santa Clara bewundere ich die Urnenwand, in der Che und seine Mitstreiter ihre ewige Ruhe gefunden haben. Ihre Ruhe wird nur von hunderten von Besuchern täglich gestört. Diesen wird zwar nahegelegt, sich im Mausoleum möglichst ruhig zu verhalten, aber die drei Damen, die aufpassen sollen, dass niemand heimlich Fotos macht, unterhalten sich lautstark über Kuchenrezepte.
In Kuba gibt es zwar nicht ganz so viele Monumente wie in Nordkorea und sie sind auch nicht ganz so pompös. Aber man merkt doch deutlich den sozialistischen Einschlag der Regierung Castro. Natürlich wirkt alles viel friedlicher und harmonischer bei 30 Grad, Sonnenschein und in unmittelbarer Nähe zum karibischen Meer. Aber ein paar Reformen – so wurde mir berichtet – wären in der Bevölkerung herzlich willkommen.
So, nun mache ich mich aber daran, endlich mein ausführliches Kapitel über Kuba zu schreiben… da müsst ihr euch aber noch ein paar Monate gedulden.
Eure Beatrice!