Kuwait – Cheesecake Factory versus Hamisa
Ständig steigt man in Dubai, in Doha oder in Abu Dhabi um, aber nie in Kuwait. Ich war geradezu entzückt, als ich unter den Verbindungen nach Dhaka eine entdeckte, die mich nach Kuwait bringen würde. Und sie war nicht einmal viel teurer. Ein Visum für Kuwait erhielt ich innerhalb weniger Stunden für nur etwa 10 Euro.
Schon die Fahrt vom Flughafen in die Stadt war ein Erlebnis, denn sie erfolgte bei Dunkelheit. Über eine komfortable Autobahn wurde ich durch ein modernes Lichtermeer in Richtung Zentrum kutschiert. Schnell und mit Klimaanlage. Sehr chic!
Mein Hotel lag mitten in Sharq, einem Stadtteil, der sich durch besonders viele bunte Wolkenkratzer auszeichnet. Also nachts sind sie bunt, denn sie werden angestrahlt oder leuchten eigenständig. Riesige Reklametafeln, die Werbefilme zeigen, sorgen für noch mehr Licht. Der erste abendliche Rundgang durch Sharq zeigt mir, dass die einheimischen nicht zu Fuß gehen, sondern in teuren bis sündhaft teuren Autos unterwegs sind. Ich treffe nur ein paar Dutzend Katzen und eine Handvoll Gastarbeiter. Aber das stört mich nicht, denn ich will diese Gebäude fotografieren.
Der nächste Tag steht mir ganz zur Verfügung, um die Stadt am persischen Golf zu erkunden, die durch den Zweiten Golfkrieg zu großer Berühmtheit gelangt ist. Ich erinnere mich noch daran, wie in Kuwait die Ölquellen brannten und wie bei uns zuhause der Karneval abgesagt wurde, weil es hier Krieg gab. Ich war damals elf und wollte mich als Zorro verkleiden. Erst viel später habe ich verstanden, wie schlimm dieser Krieg war.
Vom Krieg ist nichts mehr zu sehen in Kuwait. Von der Freundschaft, die das Land mit den USA pflegt schon. Überall gibt es Starbucks, McDonalds, TGI Fridays, Krispy Kreme Donuts, ja sogar Cheesecake Factory. Dort habe ich erst mal eine Kalorienbombe zu mir genommen, bevor ich weiter zu den Kuwait Towers spaziert bin. Die sind hübsch, aber auch nichts, was man unbedingt gesehen haben muss. Ebenso verhält es sich mit der Grand Mosque, die freitags leider keine Besucher – auch keine verschleierten – empfängt.
Toll hingegen war am Abend der Al Mubarakya Basar. Dort steppt der Bär, sobald die schlimmste Mittagshitze abgeklungen ist. Himmel und Menschen sind unterwegs und zwar nicht nur die tausenden von Indern, Pakistanern und anderen Gastarbeitern, sondern auch die Kuwaitis mit ihren ganzen Familien. Das habe ich aus zum Beispiel Doha oder Dubai anders in Erinnerung, wo ich die Einheimischen eigentlich nicht zu Gesicht bekommen habe. Hier sind alle auf den Beinen. Klasse.
Im Basar habe ich kein einziges Souvenirgeschäft gefunden. Es schien auch niemand außer mir da zu sein, der eines brauchte. Da die Preise in Kuwait allerdings allgemein sehr hoch sind, war es kein Problem, das Geld, das ich abgehoben hatte, unter die Leute zu bringen. Taxifahren war nicht so verheerend teuer, wie es manche Internetseiten glauben machten, aber Restaurants haben saftige Preise. Wie in Luxemburg. Ich habe allerdings wirklich leckere Dinge gefunden, zum Beispiel einen gigantischen Fisch, der direkt aus dem Meer kam und mit einer hervorragenden Sauce serviert wurde. Hamisa ist auch zu empfehlen. Gabeln und Messer gab es nicht und ich fragte mich die ganze Zeit, wie die Herren es schaffen, mit den Händen zu essen und dabei ihre blütenweißen Gewänder nicht zu verunreinigen. Erstaunlich.
Nach einem erlebnisreichen Tag in der staubigen trocken-heißen Luft von Kuwait bin ich noch einmal durch das Lichtermeer von Sharq spaziert, bevor mich ein Taxi 33 Euro mitten in der Nacht zum Flughafen brachte. Es war ein schöner Ausflug in ein Land ohne Touristen. Frauen in Ganzkörperschleiern, bei denen nur die Augen zu sehen sind, sitzen neben Frauen in kurzärmeligen Blusen, während fast alle einheimischen Männer weiße Gewänder tragen. Das Ölgeld wurde in eindrucksvolle Hochhäuser investiert und die Wirtschaft scheint zu boomen. Und noch was Cooles: In Kuwait gibt es Geldscheine über einen halben und über einen viertel Dinar!
Eure Beatrice!