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Liberia – Unkolonisiertes Westafrika

Liberia – Das gelobte Land

Lange hatte ich mich schon auf diese Etappe meiner Westafrika-Reise gefreut: Liberia, ein Land mit einer einzigartigen Geschichte und daher eine Besonderheit in Afrika. Neben Äthiopien ist es das einzige Land in Afrika, das nie von europäischen Kolonialherren besetzt war.

Wie es dazu kam, erfahre ich im Nationalmuseum von Monrovia, der Hauptstadt. Im frühen 19. Jahrhundert gab es in den USA eine Bewegung, die sich dafür einsetzte, die Nachfahren von Sklaven wieder zurück nach Afrika zu schicken. Für viele klang diese Idee gut. Ein Leben in Freiheit, Grundbesitz in der Fremde, die irgendwie einmal die Heimat der eigenen Vorfahren gewesen ist. Also machten sich zunächst einmal 88 Menschen afrikanischer Abstammung mit einem Schiff auf den Weg in Richtung Afrika. Sie legten an der Küste des heutigen Liberia an und verhandelten mit den hiesigen Stammesoberhäuptern. Verhandeln ist wohl das falsche Wort, denn diese Afrikaner verstanden nicht die Konsequenzen, die ihre Unterschrift auf den Verträgen der Amerikaner bedeutete.

So „kauften“ die Siedler aus den Vereinigten Staaten Liberia und ließen sich nieder. Einerseits war das ein fragwürdiges uns gefährliches Unterfangen, denn das Land, das sie gerade „gekauft“ hatten, war ja schon bewohnt. 16 Stämme lebten dort. Spannungen waren vorprogrammiert, aber mit Spannungen kannten sich die amerikanischen Sklaven und deren Nachfahren aus.

Etwa 13.000 Menschen folgten ihnen und ließen sich ebenfalls nieder. Auf der Providence Insel, die zu Monrovia gehört kann ich einen gefällten Baumwollbaum sehen, der als historischer Ort an die Siedler erinnert, die mit der Elisabeth ankamen. Das Schiff trug auch den Spitznamen African Mayflower in Anlehnung an die ersten Siedler, die aus Europa nach Amerika kamen.

Monrovia ist sonst eine typische afrikanische Hauptstadt mit breiten asphaltierten Straßen, abertausend Geschäften und modernen Häusern, aber auch unzähligen nicht asphaltierten Nebenstraßen, in denen man den Eindruck hat, sich in einem Dorf zu befinden.

Ein Blick in einen der Supermärkte offenbart, wie sehr Liberia von ausländischen Produkten abhängig ist und wie stark amerikanisiert das Warenangebot ist. Neben den vielen US-Produkten ist auch das Angebot an libanesischen und chinesischen Waren groß.

Außerhalb von Monrovia sind die Hauptverkehrsstraßen sehr gut ausgebaut. Kein Vergleich zum Nachbarland Guinea. Man kann außerhalb der Ortschaften bequem 90 Stundenkilometer fahren. Die Fahrt geht durch weitläufige Palmölplantagen. Aber es wird auch noch immer Kautschuk angebaut. Auch wenn der synthetische Kautschuk dem natürlichen längst den Rang abgelaufen hat, betreibt Firestone noch immer quadratkilometergroße Kautschukplantagen. Ich durfte mir die angeritzten Bäume ansehen und ließ mir die Methoden der Kautschukgewinnung von den Arbeitern vor Ort erklären. Eimerchen für Eimerchen wird der weiße Rohstoff gesammelt und in große Bottische gekippt. Dort formt sich ein dicker Klumpen in der Form eines Bottischs, welcher dann in einer Fabrik zu noch viel größeren Klumpen zusammengepresst wird. Die weiße Masse fühlt sich an wie Gummi. Ist sie ja auch.

Die Hotels und Gästehäuser in Liberia waren erstaunlich gut. Im Vergleich zum Nachbarland Guinea geradezu luxuriös. Dass die Korruption auch im nie kolonialisierten Liberia Einzug gehalten hat, erfuhr ich auf zermürbende Weise bei den Grenzformalitäten. Aber davon erzähle ich euch ein andermal.

Eure Beatrice!

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