Lissabon – Auch bei wolkenverhangenem Himmel dramatisch schön!
Nach einem langen und trockenen Sommer regnet es in Lissabon an diesem Wochenende im September seit langer Zeit zum ersten Mal. Unglücklicherweise habe ich mir dieses Wochenende für meinen Besuch ausgesucht. Dicke Wolken hängen über der schönen Altstadt und sorgen für einen Hauch Dramatik auf den Fotos.
Ich bin mal wieder überrascht, wie hässlich manche Stadtteile von Lissabon sind und wie wunderschön und fotogen dafür Alfama und die Umgebung der Festung sind. Von der Festung Sao Jorge aus ist der Blick auf die Stadt auch bei wolkigem Himmel einfach hübsch. Nach einem typisch portugiesischen Mittagessen, das natürlich Bacalau beinhaltet, fängt es dann so richtig an zu schütten. Daher habe ich einige Stunden dieses wasserspendenden Samstages im Hotel verbracht. Schande über mich.
Der Sonntag war versöhnlicher gestimmt. Zwar hingen noch immer Wolken am Himmel, aber immerhin hatte der Regen aufgehört. Da es angenehm warm war, habe ich eine Walking-Tour durch die Altstadt mitgemacht und dabei eigenartiger weise sehr viel über das Erdbeben von 1755 erfahren. Das schien eines der Lieblingsthemen von Paolo zu sein, der die Tour leitete.
Das Erdbeben hat zunächst einmal sehr viele Gebäude in der Stadt Lissabon zerstört, denn vorher hatte niemand Fundamente für nötig gehalten und das Beben war echt stark und dauerte dann auch noch mehrere Minuten lang an. Auf das Beben folgte ein verheerender Tsunami in drei Wellen, der alles das, was noch halbwegs stand, mit sich riss. Zu allem Unglück war es der Tag von Allerheiligen, also hatten überall in den Kirchen die Leute besonders viele Öllämpchen angezündet. Diese sorgten dafür, dass alle Kirchen lichterloh zu brennen begannen und das Feuer setzte sich auf den sieben Hügeln von Lissabon so fort, dass ein mächtiger Feuerring die Innenstadt im Tal vollkommen einschloss – und das auch noch für etwa eine Woche.
Man kann also mit gutem Gewissen behaupten, dass Lissabon kaum mehr Pech gehabt haben könnte. Der damalige König verlor ein wenig die Nerven und konnte ab diesem Tag nicht mehr in einem Gebäude sein. Er lebte fortan im Zelt und überließ die Regierungsgeschäfte anderen tauglicheren Personen. Ein Baumeister wurde bestimmt, der Lissabon wieder aufbauen sollte – diesmal mit Fundamenten. Das tat er auch. Recht schnell sogar. Erstaunlich ist außerdem, dass Lissabon noch immer sehr katholisch ist und auch nach dieser Katastrophe weiterhin an den Gott glaubte, der es zuließ, dass die Stadt vollständig zerstört worden war, während das Judenviertel und das Maurenviertel weitestgehend mit einem blauen Auge davon gekommen waren.
Was ich an Lissabon mag ist die effiziente Verbindung zwischen Stadt und Flughafen, die Tatsache, dass es einige echt gute Thairestaurants gibt und dass es zum Frühstück überall Puddingteilchen gibt. Nicht nur zum Frühstück übrigens.
Falls es bei meinem nächsten Besuch nicht regnet, will ich auf jeden Fall Sintra besuchen und mir den Palast ansehen, den ich vor einigen Jahren verpasst habe. Ein Glück, dass die Verbindungen von Luxemburg nach Lissabon dank der vielen Portugiesen in Luxemburg hervorragend sind. Wir sehen uns bald wieder, Lissabon!
Eure Beatrice!