London Reisebericht von Beatrice Sonntag
Es wäre ja unheimlich traurig, wenn ich es im Jahr 2015 nicht mindestens einmal nach London schaffen würde, um mir anzuschauen, was es in der Stadt im Nebel so Neues gibt. Kurz vor dem bitteren Winter habe ich das nun auch geschafft. Und London zeigt sich in 2015 wieder in einem ungewohnten blau: der Himmel ist blau! Trotz furchterregender Wettervorhersagen bleibe ich während des gesamten Wochenendes fast vollständig von Regen, Graupel, Nebel und Schnee verschont. Danke dir, London!
Ich schaue mir die angeblich meistfotografierte Werbetafel der Welt auf dem Piccadilly Circus an (obwohl ich kaum glauben kann, dass der Times Square, der ja auch voller Werbung hängt, weniger häufig fotografiert wird…). Auf jeden Fall tue ich mein Möglichstes für die britischen Statistiken, indem ich mehrere Fotos der Werbetafel mache. Leider wird gerade insgesamt sehr wenig attraktive Werbung gemacht. Mit schauen weder hübsche nackte Menschen noch putzige Maskottchen entgegen. Es gibt fast nur Schriftzüge und ein paar Farben, die nicht zusammen passen. Was soll’s.
Weil das Wetter so angenehm (also nicht beißend kalt und regnerisch) ist, schlendere ich vom Piccadilly Circus aus noch ein wenig durch die Fußgängerzone und stoße dabei wie zufällig auf die Londoner Filiale von M&Ms World. Das kann nur Schicksal gewesen sein. Anders kann ich es mir nicht erklären. Im M&Ms World, das im Grunde wie ein riesiges Museum für Süßigkeiten und unnötige Accessoires ist, habe ich für meine Verhältnisse einen regelrechten Shopping-Moment erlebt. Besonders interessant ist die Maschine, die M&Ms nach Kundenwunsch bedruckt. Drei Mitarbeiter sind dafür abgestellt, die verschiedenen Funktionen der Maschine den Kunden zu erklären und ich darf miterleben, die normal wirkende Menschen hier 21 Pfund für ein kleines Tütchen Schokolinsen zahlen, die sonst um die zwei Pfund kosten würde. Direkt neben dem M&Ms World befindet sich ein Shop, der auf drei Etagen Nikelodeon-Artikel verkauft. Sie hatten aber leider keine magische Miesmuschel. Saftladen.
In der Tate Gallery kann man nichts kaufen. Zumindest ich nicht. Trotzdem verbringe ich darin mehr Zeit als im M&Ms World und ich fühle mich gleich wieder wie ein richtiger Tourist.
Als ich mir den berühmten „the Shard“ Wolkenkratzer anschaue, ist der Himmel noch immer blau. Das eindrucksvolle Ungetüm aus Stahl und Glas wirkt tatsächlich ein wenig wie ein Glassplitter, der es offenbar geschafft hat, die undurchdringliche Wolkendecke über London zu zerreißen.
Wie in jedem Jahr darf ein Besuch in den verwirrenden Gassen des Camden Market nicht auf meinem London-Programm fehlen. Ich erstehe in einem der schrägen Läden einen Duschvorhang, auf dem die Weltkarte zu sehen ist. Ein Mitbringsel, das wie für mich gemacht ist. Ebenfalls nicht fehlen darf der Besuch im bisher meiner Meinung nach besten Äthiopischen Restaurant in Europa: Lalibela. Hierfür nehme ich sogar etwa einen Kilometer Fußmarsch in Kauf, denn die U-Bahnstation Tufnell Park wird gerade renoviert und ist geschlossen. Ein zusätzlicher Kilometer ist aber kein Problem, denn wie bereits erwähnt spielt das Wetter London üble Streiche, die Kalorien, die ich dabei verbrenne kann ich im Lalibela wieder zu mir nehmen und meinen Fitbit-Wochenend-Contest werde ich nun fraglos gewinnen. Insgesamt habe ich an meinem Londonwochenende knapp 39.000 Schritte zurückgelegt. Mal sehen, ob ich das in ein paar Wochen in Paris noch toppen kann.
Eure Beatrice!