Malaga – ein Lichtblick im November
Manchmal reicht es schon aus, dass ich online eine passende Flugverbindung finde, die eine Stadt zum Ziel hat, die ich noch nicht kenne. Und wenn dann die Wettervorhersage irgendwie mies ist, habe ich schneller ein Ticket nach Malaga ausgedruckt, als ich Malaga sagen kann. Malaga kannte ich bisher eigentlich nur in Form von Eiscreme. Grund genug, sich die Stadt einmal live anzusehen.
Ich war in einem wunderschönen kleinen Hotel untergebracht, in dem sich jemand unheimliche Mühe mit der leicht maurisch angehauchten Dekoration gegeben hat. Von dort aus war ich innerhalb von drei Minuten im Stadtzentrum, das sich als übersichtlich und gemütlich herausstellte. Die meisten Straßen der Innenstadt sind verkehrsberuhigt, gepflastert und relativ schmal.
Die Kathedrale von Malaga ist eindrucksvoll, obwohl sie nur einen von ursprünglich zwei geplanten Glockentürmen hat. Die Leute in Malaga hatten sich irgendwann an ihre halbfertige Kathedrale gewöhnt und wollten auch dann, als schließlich wieder Geld zum Weiterbauen da war, lieber auf den zweiten Turm verzichten. Nach ganzen 264 Jahren Bauzeit war es wohl auch an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Trotzdem sieht „La Manquita“, die einarmige Lady recht gut aus.
Überall in Malaga sieht man prächtige Beispiele für das, was hier Mudejar genannt wird. Dieser Architekturstil umschreibt alles, was eine Mischung aus maurischer und christlicher Architektur ist. Wenn man einmal weiß, worauf man achten muss, findet man die Kombination aus arabisch floralen Mustern mit typisch christlichen Elementen an fast jedem älteren Gebäude, nicht zuletzt natürlich auch an der gigantischen Kathedrale.
Auffällig ist natürlich auch die Festung, die Alcazaba von Malaga. Sie wurde innen zum Teil restauriert unter anderem auch, um in den hübschen Innenhöfen Historienfilme zu drehen. Aber die dicken Mauern sind zu einem gewissen Teil noch Original erhalten. Als die Festung fertig war, stellten die Erbauer fest, dass es nur einen Ort gab, von dem aus man die mächtigen Mauern einnehmen könnte: der Hügel direkt daneben. So bauten sie das Fort Gibralfaro auf diesen Hügel und verbanden es mit der Alcazaba Festung. Heute kann man die Mauern beider Anlagen für 3,55 Euro besichtigen. Ein klasse Preis.
Picasso wurde in Malaga geboren, daher sind sein Geburtshaus und ein weiteres Gebäude zu Picasso-Museen umgebaut worden. Es gibt einige eindrucksvolle Werke und viele Anekdoten aus dem Leben dieses leicht durchgeknallten und genialen Künstlers zu entdecken.
Es gibt aber auch ein modernes Malaga. Die komplette Hafenfront wurde hübsch und modern gestaltet. Hier befindet sich das Centre Pompidou de Malaga, ein Ableger des Pariser Kunstmuseums. Ein lustiger bunter Würfel thront auf dem Museum. Die gesamte Hafenanlage, wo Kreuzfahrtschiffe tausende von Touristen abladen steckt voller moderner Architektur und ist wirklich angenehm, vor allem wenn die Sonne scheint und man sich einen frisch gepressten Orangensaft zu Gemüte führen kann.
Ich sollte noch erwähnen, dass das Bier in Malaga sehr günstig ist und dass es auch kulinarisch nichts an dieser schönen spanischen Küstenstadt auszusetzen gibt.
Noch eine tolle Geschichte: die Spanier wünschen sich „Mucha Mierda“, also „Viel Scheiße“, wenn sie sich Glück wünschen. Im Grunde ist das nicht viel seltsamer als wir, die wir uns „Hals und Beinbruch“ wünschen. Aber die Story ist besser. Sie kommt aus dem Theaterjargon. Früher blieben die Zuschauer länger im Theater, wenn die Vorstellung gut war. Zunächst einmal blieben sie bis zum Ende und applaudierten dann auch noch oft stundenlang. Je mehr begeisterte Zuschauer da waren, desto mehr Scheiße produzierten die Kutschen und Pferde, die vor dem Theater auf sie warteten. Theaterkritiker mussten also nicht unbedingt zur Vorstellung gehen, um zu erfahren, ob sie gut war, sondern lediglich am nächsten Morgen den Scheißehaufen vor dem Theater inspizieren.
In diesem Sinne: „Mucha Mierda!“ und schaut euch unbedingt bei Gelegenheit Malaga an!
Eure Beatrice!