Manchester – wie Phoenix aus der Asche
In meiner Vorstellung war Manchester kein attraktives Reiseziel, sondern eine Industriestadt voller Dreck und Fabriken. Der einzige Grund, warum ich mich letztendlich auf den Weg in den Norden Englands gemacht habe, war ein Konzert. Die Götter der Rapmusik hatten für 2019 genau fünf Auftritte diesseits des Atlantiks angekündigt und das Datum für Manchester war das einzige, das in meinen Jahresreiseplan hinein gepasst hat. Erst dann habe ich mich mit der Stadt beschäftigt und herausgefunden, dass es wohl doch das eine oder andere zu sehen gibt.
Manchester hat mich zunächst einmal dadurch vollkommen überrascht, dass es zwei Tage lang wunderschön sonnig und halbwegs warm war. Und das Anfang Mai. Die Bewohner von Manchester scheint das Wetter auch kalt erwischt zu haben, denn sie waren alle unterwegs in den Parks und auf den Terrassen von Cafés, trugen Flip Flops und luftige Shirts. Eiscreme und fruchtige Getränke waren der Verkaufsschlager. Da fiel es nicht schwer, sich mit den Bewohnern von Manchester zu freuen.
Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt wurde mir schnell klar, dass Manchester seine industrielle Vergangenheit fast abgestreift hat. Die Stadt hat sich von einer Fabrikenansammlung in eine hippe und lebendige Metropole verwandelt, in der es Geschäfte, Restaurants und jede Menge Parks und Bäume gibt. Viele tolle Bauwerke erinnern an die Vergangenheit. So zum Beispiel das elegante Rathaus, das wie eine gotische Kathedrale aussieht oder die Baumwollbörse, die heute ein Eventzentrum mit Kino ist. Dazu gesellen sich moderne Bauwerke wie zum Beispiel das Fußballmuseum aus Glas und Stahl. Stimmt ja, die Briten sind fast so fußballverrückt wie die Deutschen. Oder sogar noch mehr? Nun, mit Fußball kenne ich mich nicht so gut aus.
Mit internationaler beziehungsweise exotischer Kochkunst kenne ich mich jedoch aus. Daher kann ich euch sagen, dass Manchester überraschend viele richtig authentische Restaurants aus allen möglichen Teilen der Welt zu bieten hat. Ich habe zwei hervorragende äthiopische Restaurants gefunden und einen Thai-Imbiss, in dem es genauso gut geschmeckt hat, wie in Bangkok auf dem Straßenmarkt. Das britische Essen habe ich angesichts dieser großen Auswahl einfach links liegen lassen. Manchester wird es mir wahrscheinlich verzeihen können.
Das Konzert war natürlich klasse. Die Götter des RAP fingen pünktlich an, machten unheimlichen Lärm und ließen ihre Zigtausenden von Zuhörern beben. Das ganze Event war auch wirklich gut organisiert. Das Bier war recht teuer und es gab Drogensuchhunde. Aber die Stimmung war trotzdem gut. Der Achtjährige in der Reihe vor mir, der es sichtlich genoss, im Beisein seiner Eltern laut Schimpfworte zu brüllen, weil sie eben Teil des Konzertes waren, war allein schon den Eintritt wert.
Auch wenn keine Götter zugegen sind, ist Manchester wirklich ein schönes Ziel. Die Überraschung des Jahres auf meinem Reisekalender. Schaut es euch an. Ryanair fliegt günstig hin. Und der öffentliche Transport ist sehr praktisch und vergleichsweise günstig.
Eure Beatrice!