Mary – Die Wiege der turkmenischen Reitpferde
Die Stadt Mary liegt im Osten von Turkmenistan, einen etwa 40-minütigen Flug von der Hauptstadt Aschgabat entfernt. Sie hat einen winzigen Flughafen, einige Prachtbauten im Zentrum und ehrwürdige uralte Ruinen in der näheren Umgebung. Letztere ziehen täglich etwa ein Dutzend Touristen an. Vielleicht auch ein wenig mehr.
Im Zentrum von Mary wird gerade eine riesige Moschee mit einer gigantischen goldenen Kuppel gebaut. Auch die anderen schmucken Prachtbauten scheinen das architektonische Thema Gold gemeinsam zu haben. Da wäre der alte Präsidentenpalast von vor einigen Jahren, der eine goldene Kuppel trägt und die Bibliothek mit ihren goldenen Verzierungen. Auch das Fünfsternehotel, in dem ich untergebracht bin, ist hauptsächlich mit Gold dekoriert. Kein echtes Gold natürlich, aber goldene Möbel, goldene Tapeten, goldene Liftauskleidungen, goldene Wandspiegel, goldene Fliesen, goldene Lampen, goldene Wasserhähne – ihr wisst schon!
Die Hauptattraktion bei Mary ist das alte Merv. Es liegt nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt und ist eine Art Archäologiepark. Zum großen Unglück der Bewohner hat Merv zahlreiche Zerstörungen erlebt und die Menschen haben ihre Stadt immer wieder aufgebaut, allerdings zum großen Glück der Archäologen jeweils nicht auf den Ruinen der letzten Stadt, sondern daneben. So kann man sich heute quasi durch die Jahrhunderte und durch die verschiedenen Kulturen graben.
Einige Gebäude sind noch sehr gut erhalten wie zum Beispiel das schön restaurierte Mausoleum von Sultan Sanjar und der Mausoleumskomplex Askhabs, wo zwei Fahnenträger des Propheten Mohammed bestattet sind.Andere Stadtteile sind eigentlich vollkommen verfallen. Ihre Stadtmauern und Festungen wirken auf den ersten Blick wie Hügel oder wie natürliche Wälle. Mit etwas Fantasie ist es jedoch möglich, darin die einstigen Formen zu erkennen. Hier ist noch sehr viel Arbeit übrig, falls sich die Archäologen dieser Welt irgendwann einmal langweilen.
Etwa zwei Stunden von Mary entfernt liegt Gonur Depe, eine weitere Attraktion. Die Ruinen hier sind nochmal fast 3000 Jahre älter als die in Mary, die alle aus den vergangenen zwei Jahrtausenden stammen. In Gonur, dem einstigen Margush stehen die Überreste einer königlichen Residenz, die um 2.900 vor unserer Zeitrechnung eine Blütezeit erlebte. Man hat neben der Festung und dem Palast auch die Nekropole gefunden. Bisher sind sechs Gräber von ehemaligen Königen gefunden worden sowie einige Gräber von Adligen. Die Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen liegen sicherlich auch irgendwo hier rum. Es sollen noch weitere Ausgrabungen stattfinden.
Solch alte Funde und Ruinen gibt es also nicht nur in Ägypten und im Nahen Osten. Aus verschiedenen Gründen sind die Stätten in Turkmenistan jedoch fast niemandem bekannt. Auf meiner Reise konnte ich einige dieser Gründe kennen lernen. Dazu mehr in meinem nächsten Buch…
Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!
Eure Beatrice!