Monteverde – ein Wald voller Viehzeug
Als ich in Monteverde ankam, hat es geregnet. Nicht so richtig, also nicht in Tropfen, sondern eher so nebenbei, so als würde sich der Regengott gerade auf etwas anderes konzentrieren und nur aus Gewohnheit ein wenig Sprühnebel über Monteverde ausschütten.
Monteverde ist der Teil von Costa Rica, wo sich die berühmten Nebelwälder befinden. Wegen dieser Wälder bin ich dorthin gefahren, also sollte ich mich eigentlich nicht über die konstante Feuchtigkeit und den nieselig drizzeligen Regen ärgern. Es lohnt sich nicht wirklich, einen Schirm aufzuspannen, denn der Regen ist unaufdringlich. Es ergibt auch wenig Sinn, einen Schirm zu benutzen, denn der Niesel-Dunst kommt von überall.
Das spannende in Monteverde ist allerdings genau dieser Nebelwald, der das kleine Touristendorf umgibt. Es werden Nachtwanderungen, Tagwanderungen und Wanderungen für Zwischendurch angeboten. Die Nachtwanderung war ein besonderes Erlebnis. Der Wanderführer hat es innerhalb von zwei Stunden geschafft, mir eine unglaubliche Vielzahl und Vielfalt von Tieren zu zeigen.
Zahlreiches Getier kommt erst bei Dämmerung hervor und die Wälder scheinen nachts eine wahre Fundgrube für Biologen zu sein. Ich sehe ein Faultier, einen Olingo und ein Opossum auf den Bäumen umher klettern. Das Faultier hat sich sogar erstaunlich viel bewegt. Ich war ganz hingerissen, denn ich liebe Faultiere. Die sind mir irgendwie besonders sympathisch.
Zudem konnte ich eine ziemlich eindrucksvolle Tarantel mit rötlichen haarigen Beinen, einen fluoreszierenden Skorpion, einen Frosch mit roten Augen, eine giftgrüne Baumschlange und eine wirklich hübsche Eule. Eulen sind eigentlich immer irgendwie elegant.
Bei Tag muss ich mich alleine auf den Weg machen. Deshalb verpasse ich wahrscheinlich die Hälfte der Tiere, weil meine Augeneinfach nicht so gut geschult sind. Immerhin finde ich ein paar wirklich auffällig bunte Vögel, ein Aguti, zahlreiche Blumen und Schmetterlinge.
Weil ich ein großer Fan von Insekten bin, gehe ich ins Schmetterlingshaus, wo es eine Sammlung von echt schrägen Insekten gibt. Natürlich haben die hier wunderschöne Schmetterlinge in allen möglichen Farben. Aber sie haben auch Spinnen, eine Kolonie von Blattschneiderameisen, Käfer, die aussehen wie Blätter und ganz tolle Stabheuschrecken. Die Stabheuschrecken sind so verdammt gut in ihrer Tarnung, dass die Männchen sich oftmals mit Ästen paaren, weil sie nicht genau sagen konnten, ob es ein Weibchen oder ein Ast war. Daher haben die Weibchen, weil sie oft viel zu lange auf die Männchen warten mussten, die Fähigkeit entwickelt, sich zu klonen, in der Hoffnung, dass der Klon mehr Glück hat und von einem Männchen gefunden wird.
Dann haben sie hier noch einen echt lustigen Käfer, der eine so harte Schale hat, dass ihn ein LKW überrollen kann, ohne ihn zu beschädigen. Das führt dazu, dass er natürlich auch vor den Schnäbeln von Vögeln sicher ist. Dummerweise können größere Vögel ihn allerdings verschlucken und dummerweise überlebt das arme Tier den gesamten Weg durch den Verdauungstrakt des Vogels. Wenn Ihr also mal einen miesen Tag habt, dann denkt an den Ironclad Beetle, zu dem ich leider keine deutsche Übersetzung gefunden habe.
Eure Beatrice!