Wer nach Bosnien und Herzegovina fährt, der muss sich natürlich die berühmte Brücke von Mostar anschauen. Sie ist zu sehr traurigem Ruhm gelangt, als am 9. November 1993 die kroatische Armee die Brücke zerstörte. Da sie eine Art Wahrzeichen der Stadt ist, waren alle sehr erzürnt über diese Zerstörung. Natürlich lag letztendlich fast die gesamte Stadt in Trümmern und kaum ein Haus der schönen Altstadt hat keinen Schaden genommen. Es gab also jede Menge Grund, sich zu ärgern. Von 1996 bis 2004 waren die Menschen in Mostar damit beschäftigt, alles wieder aufzuräumen und aufzubauen. 2005 kam dann auch die UNESCO vorbei und stellte die gesamte Altstadt – natürlich mit der berühmten Brücke – unter Denkmalschutz. Nicht nur die UNESCO hofft, dass die Zerstörungswut nicht mehr zurück kommt.
Heute sind die Spuren des Krieges noch überall erkennbar. An vielen Gebäuden sind in den Fassaden die Einschusslöcher noch deutlich zu erkennen. Auch in der Altstadt. Im Fluss erkennt man einige Teile der alten Brücke, die dort bewusst liegen bleiben. Glücklicherweise dienen sie heute jungen Liebespaaren als Picknickplatz. Auch die neue Brücke ist wieder voll ins Alltagsleben integriert. Mein Begleiter kennt nahezu lückenlos die Geschichte der Brückenzerstörungen und weist mich darauf hin, dass auf Youtube ein Video den Beschuss der Brücke dokumentiert. Er kennt außerdem auch die Geschichte der Brückenspringer, wenn auch nicht ganz lückenlos. Die Bewohner von Mostar haben das Brückenspringen zu einer Kunst erhoben und viele von ihnen beherrschen diese perfekt. Sie wissen ganz genau, an welchem Punkt man ins Wasser eintreffen muss, um sich nicht schwer zu verletzen. Sie wissen außerdem, welche Haltung man auf dem Weg nach unten einnehmen muss. Leider hat es sich offenbar vor allem im englischsprachigen Ausland herumgesprochen, dass auch Touristen, die nach Mostar kommen, unbedingt von der Brücke springen müssen, um das ultimative Mostar-Erlebnis zu haben.
Er berichtet von den Highlights: Einmal soll ein junger Amerikaner herunter gesprungen sein. Seine Haltung war auch fast perfekt und kerzengerade. Nur leider hat er kurz vor dem Aufschlag auf dem Wasser leicht nach unten gesehen. Ein schwerer Fehler. Das Wasser schlug ihm dermaßen hart unters Kinn, dass er im Grunde froh sein konnte, sich nicht das Genick gebrochen zu haben. Eine andere amerikanische Touristin soll so unglaublich dick gewesen sein, dass sich alle gewundert haben, wieso sie von dieser Brücke springen will. Am Ende hat sie einen schlimmen Bauchplatscher hingelegt und mein Begleiter Skender sagt, dass sie nur überlebt hat, weil sie so unglaublich dick gewesen ist. Das Fett hat ihre Knochen vor multiplen Frakturen bewahrt und sie war schon nach wenigen Stunden auf der Vorderseite komplett grün und blau. Skender ist hellauf begeistert, so als sei eine blaue Touristin etwas, das die Stadt Mostar noch attraktiver macht.
Wir fotografieren die Brücke also von allen Seiten, laufen ein paarmal über sie hinweg und freuen uns an der schönen Architektur. Verlässt man den Bereich der eigentlichen Altstadt, tauchen schnell die Ruinen auf, die bei der ersten Aufräumaktion deshalb vernachlässigt wurden, weil sie eben nicht in dem eigentlichen Innenstadtbereich liegen. So ein Krieg ist einfach Unsinn! Warum können sich die Menschen nicht im Brückenspringen miteinander messen? Natürlich wäre dabei einer der Bewohner von Mostar der Sieger gewesen! Eure Beatrice!