Naqa – Es lebe der Löwe!
Naqa liegt mitten in der Wüste. Auf dem Weg von Khartum nach Naqa sehe ich eine Landschaft die irgendwo zwischen Steppe und Wüste anzusiedeln ist. Viele Ziegenherden sind unterwegs. Auch Kamele.
Direkt am berühmten Löwentempel von Naqa befindet sich ein Brunnen, der über 80 Meter tief ist. Mehrere Männer ziehen mit Leibeskräften an den Seilen, die über Rollen in die Tiefe gelassen werden. Dann kommt ein Gespann von zwei Eseln zum Einsatz, an dem eines der Seile befestigt ist. Die Esel bekommen ein paar Stockschläge ab und schon rennen sie vom Brunnen fort. So befördert man hier das Wasser hinauf. Meine Güte, was für eine Arbeit. Aber es funktioniert ganz hervorragend.
Auch wenn der Brunnen faszinierend ist, wende ich mich doch dem Amuntempel zu, der in einem erstaunlich guten Zustand ist. Er besteht aus einer Allee von sechs Schafen, einem kleinen Gebäude, einer weiteren Allee von sechs Schafen und dann die eigentlichen Tempelgebäude, jeweils mit einem reich verzierten Eingangstor und einem Innenbereich. Auf den Toren kann man prima erkennen, wer den Tempel erbaut hat.
Allerdings brauche ich dabei etwas Hilfe von meiner Begleiterin, die glücklicherweise Archäologie studiert hat und Hieroglyphen lesen kann. Auf dem Tor sind die Königin Amani Tiri und der König Netekameni zu sehen, jeweils mit Amun, dem Gott, dem auch diese Anlage gewidmet ist. Da die beiden im ersten Jahrhundert nach Christus gelebt und regiert haben, ist der Tempel damit auch schon datiert.
Ein paar hundert Meter weiter steht eine weitere Tempelanlage, die ebenfalls aus dem allgegenwärtigen nubischen Sandstein gemacht ist. Sie erinnert ein wenig an römische Tempel, wegen ihrer Säulen und Verzierungen. Aber das ist auch kein Wunder. Schließlich haben die Nubier damals mit dem römischen Reich in Handelsbeziehungen gestanden und natürlich hat man sich da gegenseitig auch etwas künstlerische Inspiration geholt.
Der zweite Tempel besteht aus etwas, das Kiosk genannt wird und dahinter dem eigentlichen Tempel, der aus nur einem einzigen Raum besteht. Das tolle hier sind die riesigen Darstellungen der Königsfamilie mit Amun, Isis, Hathor, Muth, Osiris, und der ganzen Mannschaft. Auf der Rückseite ist der Löwengott Abademac zu sehen. Allerdings hat er hier drei Gesichter und vier Arme. Es wird vermutet, dass man sich hier auch Inspiration aus Indien geholt hat.
Ganz besonders schön ist das Relief, das den Löwengott zeigt. Sein Schlangenkörper erwächst aus einer Lotusblume. Er hat menschliche Arme und den Kopf eines Löwen.
Ich hatte gehofft, auch die Froschgöttin hier wiederzutreffen, aber vorerst muss ich mich mit dem Löwen zufrieden geben.
Eure Beatrice!