Neapel steckt voller winziger Gässchen und riesiger Burgen
Über Neapel hatte ich vor etwa 10 Jahren mal eine ziemlich beeindruckende Reportage gesehen. Allerdings ging es dabei um gigantische Müllberge, die ein normales Leben in dieser Stadt im Süden Italiens fast unmöglich gemacht hatten. Nun sind Müllberge natürlich kein Grund, um eine Stadt zu besuchen. Ganz im Gegenteil. Da ich aber Pompeji sehen, den Vesuv besteigen und Pizza essen wollte, stand Neapel dann doch bald auf meiner Liste der Reiseziele.
Neapel, Napoli, die Heimat der Spaghetti Napoli – ist tatsächlich eine Stadt, in der es erstaunlich viel Müll gibt. Das Problem hat sich aber seit der Reportage um ein hundertfaches verringert und der Müll ist nun nur noch am Rande ärgerlich – zumindest in der Stadt selbst. Was die illegalen Mülldeponien in der Umgebung betrifft, kann ich mich nicht äußern. Dort war ich nicht.
Ich habe also Pompeji besucht und den Vesuv bestiegen. Bei letzterem habe ich allerdings ein wenig gemogelt, denn ein Bus hat mich bis etwa einen Kilometer vor dem Gipfel zu einem Parkplatz gefahren, von wo aus ich dann bequem innerhalb einer halben Stunde bis zum Krater hinauf steigen konnte. Trotzdem – ein schöner Spaziergang mit tollen Ausblicken in Richtung der Bucht von Neapel und hinüber zu den Milchbergen.
In Neapel selbst gibt es jede Menge zu sehen. Das spanische Viertel ist so etwas wie ein riesiges Dorf. Die Autos parken hier in Straßen, die knapp doppelt so breit sind wie ein kleiner Fiat. Schulbusse haben die Abmessungen eines Zweimannzeltes und fast jedes Gebäude hat einen eigenen Altar an der Fassade. Die Restaurants hier sind hervorragend und sehr günstig. Eine besondere Spezialität ist die frittierte Pizza, die es in vielen verschiedenen Ausführungen gibt und die tatsächlich in der Fritteuse zubereitet wird.
Frittierte Pizza und jede Menge Sehenswürdigkeiten
Im Westen der Stadt liegt das Castel Nuovo am Wasser und etwas weiter nördlich auf einem Hügel das Castel Sant’Elmo. Dieses ist besonders eindrucksvoll wegen seiner dicken Mauern und dem traumhaften Blick auf die umgebende Stadt und die ganze Bucht. Die Insel Capri kann man von hier aus auch sehen. Und von oben betrachtet sieht man den Müll überhaupt nicht. Der war ohnehin nur im Bahnhofsviertel und in den Wohngebieten rund um die Altstadt etwas störend.
In der Altstadt mit ihren engen Gassen, die im Grunde so etwas wie eine Fußgängerzone sind, aber trotzdem nicht wirklich für Autos und Mopeds gesperrt sind. Dort wo die besonders leckeren Imbisse sind, entstehen regelmäßig feurige Hupkonzerte, weil Menschentrauben für eine frittierte Pizza oder ein Würstchen im Schlafrock mit einem Glas Wein anstehen und gleichzeitig ein Taxi an einer japanischen Reisegruppe vorbei fahren will.
Unter Neapel gibt es um die 40 Kilometer Tunnel und Gewölbe, die von den Griechen, den Römern, aus dem Mittelalter oder der Neuzeit stammen. Es werden mehrere Untergrundtouren organisiert, bei denen man unterirdische Wasserreservoirs, Luftschutzkeller und Teile eines alten römischen Amphitheaters besichtigen kann. Teile der Gewölbe befinden sich auf einer 7 Meter dicken Schicht aus komprimiertem Müll, womit sich das Müllthema von Neapel bis tief in die Geschichte hinein zieht.
Im Dom gibt es ein Fläschchen mit dem Blut des heiligen Gennaro, dem Schutzpatron der Stadt. Dreimal im Jahr wird das geronnene Blut wieder flüssig und schützt damit die Stadt vor Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Das Blut einer anderen Heiligen, welches sich in einer der zahllosen Kirchen in Neapel befindet, wird sogar einmal in der Woche wieder flüssig, nämlich jeden Dienstag pünktlich um zehn Uhr am Morgen. Es kann Frauen mit Fruchtbarkeitsproblemen zu Schwangerschaften verhelfen. Früher, als die Konsultation dieses heiligen Blutes noch in dunklen Gewölben unter der Aufsicht von Mönchen und Priestern geschah, hat das auch ziemlich oft gut funktioniert.
Ich fand Neapel ganz toll. Gutes Wetter, phantastisches und preiswertes Essen, Dutzende von Sehenswürdigkeiten und jede Menge Ausflugsziele in der Umgebung. Fahrt unbedingt nach Neapel! Es lohnt sich!
Eure Beatrice!