In Niofoin leben die Fetische im schönsten Haus des Dorfes
Niofoin ist ein Dorf im Norden der Elfenbeinküste ganz in der Nähe von Boundiali, etwa eine Fahrtstunde von der Stadt Korhogo entfernt. Falls Ihr keinen dieser drei Namen jemals vorher gehört habt, so ist das keine Schande, denn mir ging es genauso, bis ich mich schließlich für die Reise an die Elfenbeinküste entschieden habe und mir angeschaut habe, was es dort alles zu sehen gibt. Es hat sich herausgestellt, dass Niofoin unbedingt auf meiner Reiseroute stehen sollte, weil es da ein so zauberhaftes Fetischhaus gibt.
Niofoin ist ein Dorf, in dem Menschen vom Stamm der Senoufo leben. Diese Volksgruppe habe ich vor ein paar Jahren bereits in Burkina Faso angetroffen und ich habe in Niofoin ihre raffinierten Speicherbauten aus Lehm und Kuhdung wiedererkannt. Diese stehen auch hier in Niofoin zwischen den runden Wohnhäusern, in denen die Frauen leben und den eckigen Häusern, in denen die Männer wohnen.
Das mit Abstand schönste Gebäude in Niofoin ist aber das Fetischhaus. Dieses sieht ein wenig aus wie ein kunstvolles Haus in einem Schlumpfdorf, nur eben groß genug für Menschen. Es hat ein mächtiges hohes spitzes Dach, welches aus Stroh besteht und zehnmal sorgfältiger und dichter ist als die Wohnhäuser der Menschen. Vor dem Bauwerk befinden sich aus Lehm gefertigte Sitzgelegenheiten, auf denen die wichtigen Menschen bei Zeremonien Platz nehmen können. Neben dem Fetischhaus befindet sich eine Lehmhütte, in der zu Festen gekocht wird und wo die Totenbahre aufbewahrt wird.
In dem Fetischhaus lebt niemand. Es ist einzig und allein den Fetischen vorbehalten. Ein Fetisch kann eigentlich jeder beliebige Gegenstand sein. Meist handelt es sich um kunstvoll geschnitzte Figuren aus Holz, die zum Fetisch werden, indem der Fetischpriester mit Hilfe der Geister der Ahnen ihnen eine gewisse Macht und Kraft verleiht. Nach dieser Zeremonie ist der Fetisch ein machtvolles Objekt, das Krankheiten heilen, Flüche aussprechen oder brechen und ganz bestimmte Wunder vollbringen kann. Es gibt Fetische, die Kinderlosen zu Kindern verhelfen, Fetische, die Säuglinge beschützen, Ehebruch verhindern oder gar jemandem Schaden zufügen können.
Die Macht der Fetische und der Fetischpriester, die sie von den Ahnen und den Geistern erhalten und weitergeben, ist faszinierenderweise weder gut noch böse. Jeder kann mit ihr tun, was er will: etwas Gutes oder auch etwas Böses. Ob man daran glauben will, ist jedem freigestellt. Mich begeistern die Geschichten aus der Welt der Fetische jedes Mal aufs Neue, wenn ich in Westafrika unterwegs bin.
Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!
Eure Beatrice!