Nyiragongo – Wer den Lavasee sehen will, muss leiden
Ich weiß noch genau, wer mir zum ersten Mal vom Nyiragongo erzählt hat. Danke hierfür! Als der Ostkongo schließlich soweit als sicher eingestuft werden konnte, dass eine deutsche Reiseagentur für abenteuerlustige Verrückte eine Reise zum größten Lavasee der Welt anbot, war ich dabei. Nicht bei der ersten Tour, aber recht bald. Meine Güte, wie habe ich mich auf diese Reise gefreut. Ich wollte den größten Lavasee der Welt mit eigenen Augen sehen und war dazu auch bereit, einen stattlichen Berg hinauf zu steigen.
Der Anstieg auf den Nyiragongo war tatsächlich recht mühsam. In Goma ging die Reise am Morgen eines schönen Sonntags im Februar los. In dem Gebäude, wo auch die Grenzformaliltäten zwischen Ruanda und dem Kongo erledigt werden, befindet sich das kleine Büro der Nationalparkverwaltung. Hier finde ich heraus, dass mich die Genehmigung, den Nyiragongo zu besteigen stattliche 300 US Dollar gekostet hat. Ranger bringen mich und ein paar andere Vulkanfans in einem Truck bis zum Ausgangspunkt der Wanderung im Virunga Nationalpark.
Jeder bekommt einen Träger und die Ranger begleiten uns mit ihren Waffen. Dann geht es los. Innerhalb von sechseinhalb Stunden geht es von 2000 bis auf 3470 Höhenmeter, wobei es erst etwa 200 Höhenmeter vor dem Ziel wirklich unangenehm wird. Als ich die Hütten am Kraterrand schon sehen kann, ist mir kalt, weil ich geschwitzt bin und starker Wind weht. Aber nun noch aufzugeben, wäre ja lächerlich.
Als wir schließlich gegen 17 Uhr am Kraterrand stehen ist die Enttäuschung riesig. Man sieht nichts. Eine dicke Wolke hängt auf dem Nyiragongo fest. Also setzen wir uns erst mal in eine der Hütten. Ich trockne meine nass geschwitzten Haare am Feuer und warte darauf, dass der Koch auf einem zweiten Feuer etwas zu Essen zubereitet. Nach Einbruch der Dunkelheit gibt es eine Tomatensuppe, Reis, Gemüse und Hähnchen, sowie einen Nachtisch. Nicht schlecht für eine Mahlzeit 3500 Meter über der Stadt fernab aller Elektrizität.
Nach dem Essen haben wir Glück. Der starke Wind hat die Wolke weitgehend vertrieben und der Lavasee zeigt sich. Ich ziehe alle Kleider an, die ich dabei habe und die der freundliche Träger für mich hier herauf geschleppt hat. Und dann stehe ich eineinhalb Stunden am Kraterrand und mache gefühlte 380 mal dasselbe Foto. Der Anblick ist einfach faszinierend und ich kann mich kaum losreißen.
Etwa 500 Meter von uns entfernt in der Mitte des Kraters ist ein riesiger roter See zu erkennen. Er hat einen Durchmesser von 200 Metern und ist bedeckt von erkalteten Platten, zwischen denen sich ein wunderschönes charakteristisches Rissmuster zeigt. Es blubbert und brodelt auf einer Seite und immer mal wieder an anderen Stellen. Ich staune. Ich probiere alle ISO-Einstellungen meiner Kamera mindestens einmal aus, in der Hoffnung, das perfekte Bild zu machen.
Irgendwann bin ich dann doch durchgefroren und kann mich losreißen. Ich schlafe halbwegs gut, obwohl der Wind ganz schön an der Hütte rüttelt. Am nächsten Morgen geht es dann wieder hinab. Dafür brauchen wir etwas mehr als vier Stunden.
Dieser Ausflug wird unvergessen bleiben. Ein Erlebnis, wie ich es vielleicht nie wieder haben werde. Auch der Muskelkater, der mich rekordverdächtig eine ganze Woche lang begleitet hat, hat mich nachhaltig beeindruckt.
Eure Beatrice!
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Oder lies alles ganz detailliert nach in „Auf nach Anderswo!“
Ein unvergesslicher Trip
Absolut. Diesen Anblick (und diesen legendären Muskelkater) werde ich nie vergessen. Eines der Highlights meiner gesamten Reisekarriere.