Pandschakent – Sieben Seen und 5500 Jahre Geschichte
Pandschakent liegt im Nordwesten von Tadschikistan, kurz vor der Grenze zu Usbekistan und mitten im Serafschan Tal. Hier fließt der Serafschan Fluss durch die Fan-Berge. Die Straße, die von Osten aus hierher führt, ist überraschend gut. Sie führt durch kleine Dörfer, die mal links mal rechts des Goldflusses liegen. Früher haben die Menschen hier dicke Knäuel Schafswolle in den Fluss gelegt und damit winzige Goldpartikel herausgefiltert. Heute ist im Serafschan Tal nicht mehr allzu viel los. Aber hin und wieder verirren sich ein paar Touristen in diese malerischen Berge.
Ich weiß nicht genau, warum ich mich für die Serafschan-Berge und die Fan-Berge statt des weltberühmten Pamir-Gebirges entschieden habe. Vielleicht war es Bequemlichkeit, vielleicht meine Begeisterung für archäologische Ausgrabungsstätten, vielleicht auch einfach der Name der Mitarbeitern, die gerade diese Tour zu einem halbwegs vernünftigen Preis im Programm hatte: sie hieß Gulsanam. Das gefiel mir auf Anhieb.
Im Serafschan Tal muss man nach Süden abbiegen, um sich das Mausoleum von Rudaki anzusehen. Er ist ein ungeheuer bekannter Dichter, zumindest in Persien und Zentralasien. Ich hatte möglicherweise in Usbekistan oder Turkmenistan von ihm gehört, das aber wieder vergessen. Er ist sowas wie der Goethe des persischen Kulturkreises und lebte im 9. und 10. Jahrhundert. Erst vor ein paar Jahren hat man ihm ein hübsches kleines Mausoleum aus Backsteinen und innen Marmor errichtet und zwar in Pandschrud, wo er geboren wurde.
Endlich in Pandschakent angekommen, standen dann die Ruinen von Alt-Pandschakent auf meinem Programm. Hier bei handelt es sich um ein riesiges Ruinenfeld einer alten sogdischen Stadt, die im 5. Jahrhundert errichtet wurde, aufblühte und dann von den einfallenden Arabern im 8. Jahrhundert zerstört wurde. Bis in die 1950er interessierte sich niemand für die zerfallenden Lehmbauten. Dann aber begannen einige Russen, hier unglaubliche Artefakte von vor 1.500 Jahren aus dem Boden zu holen. Leider sind die eindrucksvollsten der Wandmalereien in Russland in verschiedenen Museen gelandet. In Duschanbe im Museum für Antike kann man jedoch auch einige Originale bewundern. Die Ausgrabungsstätte an sich ist eher unspektakulär. Man kann auf den Ruinen herumtrampeln und ihnen beim verfallen zusehen. Nichts ist wieder aufgebaut worden, was aber hier in Tadschikistan schon fast die Ausnahme ist.
Die Ruinen von Sarasm liegen nur etwa 20 Minuten Fahrt von Pandschakent entfernt, wenige Meter von der usbekischen Grenze. Sarasm ist die einzige Stelle in Tadschikistan, wo weitere Ausgrabungen im Gange sind. Man hat hier in den 70er Jahren die Reste einer sogenannten proto-urbanen Siedlung aus dem 4. Jahrtausend vor Christus gefunden. Ein Grab mit Grabbeigaben war ganz schön eindrucksvoll, wenn man bedenkt, was hier alles vor 5.500 Jahren schon stattgefunden hat. Man hat zoroastrische Feuertempel gefunden. Es gibt aber noch sehr viele Rätsel um Sarasm.
Wunderschön war der Ausflug zu den sieben Seen, die etwa zweieinhalb Stunden, wenn auch nur etwa 60 Kilometer von Pandschakent entfernt liegen. Es sind tatsächlich sieben See, die alle vom Shing Fluss gespeist werden, einer nach dem anderen. Sie sind groß, klein, grün, blau, türkis und erstaunlich sauber. Die Fahrt dahin ist sehr holprig. Am besten geht man ab einem gewissen Punkt zu Fuß weiter. Die Landschaft der Fan-Berge ist traumhaft und hier bekommt man ein wenig von dem Bergpanorama, das man sich bei Tadschikistan eigentlich vorstellt.
Also nicht verpassen: 2020 ist der 5500-jährige Geburtstag von Sarasm. Und schaut euch bei der Gelegenheit unbedingt die sieben Seen an!
Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!
Eure Beatrice!