Qalansiya – Eine Nacht an der Lagune
Qalansiya ist die zweitgrößte Stadt auf der Insel Sokotra. Das hat nichts zu bedeuten, denn auch wenn die Einheimischen von der „City of Qalansiya“ sprechen, hat die Stadt weniger als 2000 Einwohner. Die Gebäude bestehen aus Steinen und Mörtel. Sie erinnern stark an das jemenitische Festland. Glücklicherweise ist Sokotra und damit auch Qalansiya ein friedlicher Ort. Kinder laufen barfuß auf den steinigen Straßen herum. Die Frauen sind vollkommen in schwarz verschleiert. Ziegen sind unterwegs und auf den Dächern sitzen Schmutzgeier.
In der Umgebung von Qalansiya gibt es ein paar wunderschöne Orte, derentwegen sich der Besuch lohnt. Im Norden der Stadt befindet sich die Detwah Lagune. Sie wechselt im natürlichen Rhythmus zwischen Ebbe und Flut und damit komplett ihr Erscheinungsbild. Bei Ebbe kann man tolle Spaziergänge machen, entweder zwischen Lagune und Strand oder auch am Rand.
Die Felsen, die an der Lagune liegen, sind von kleinen Höhlen durchzogen. Hier leben tatsächlich noch vereinzelt Menschen. Einer der Höhlenbewohner empfängt Touristen. Angeblich lebt er noch immer in der Höhle, wie seine Eltern und Großeltern. Seine Frau weigert sich, in einer Höhle zu leben und ist daher in der City. Er schläft aber gerne hier am Meer. Es ist ruhig und friedlich, angenehm warm, luftig. An der Lagune befindet sich auch mein Camp. Ein Zelt am Strand, Lagerfeuer, Geier und Ziegen.
Im Süden von Qalansia liegt Shouab in einer Bucht. Das ist nur eine kleine Ortschaft mit Fischern. Aber neben Shouab liegt ein fünf Kilometer langer Sandstrand. Es ist ein Traum von einem Sandstrand, 100 Meter breit, weißer Sand, dahinter Mangrovensümpfe und Felsen. Keinerlei Infrastruktur. Deshalb fahren wir auch von Qalansiya aus mit dem Boot zur Bucht von Shouab, statt die Straße zu nehmen.
Ich bin erstaunt, ja, enttäuscht, dass es an der Küste kaum Vögel gibt. Dabei soll doch Sokotra das Galapagos Afrikas sein. Ich sehe nur eine Handvoll Möwen und andere Seevögel. Sogar drei Tölpel, allerdings nur von Weitem. Allerdings machen die Delfine, die ums Boot herum springen, das wieder gut.
Am zweiten Abend darf ich mir den Sonnenuntergang von einem Aussichtspunkt aus ansehen. Leider ist es wolkig am Horizont, sodass sich der eigentliche Sonnenuntergang wenig spektakulär gestaltet. Dafür ist die Aussicht aber umso grandioser. Ich kann von hier oben die gesamte Detwah Lagune überblicken. Erst jetzt wird mir klar, wie riesig sie ist. Auf der anderen Seite sehe ich Qalansiya, das Meer, das Inland und den traumhaften ewig langen Strand, auf dem die Einheimischen Fußball spielen.
Sokotra lohnt sich schon, wenn man sich nur den Nordwesten der Insel anschaut. Wunderschön. Aber es gibt ja noch so viel mehr zu entdecken…
Eure Beatrice!