Quito – Koloniale Prachtbauten und Kuchen
Quito ist die höchstgelegene Hauptstadt der Welt, zumindest für alle, die wissen, dass La Paz nicht die Hauptstadt von Bolivien ist. Ich erkenne vieles in Quito wieder, denn vor fünf Jahren war ich schon einmal hier. Der frappierendste Unterschied zwischen 2016 und 2021 ist der, dass ich vielleicht eine Handvoll Touristen begegne, während es vor fünf Jahren noch Massen an Europäern, Asiaten und Amerikanern waren, die Quitos schöne Altstadt bevölkert haben.
Alle tragen hier Maske. Immer und überall. Sehr diszipliniert. Und dabei sind wirklich alle auf den Beinen. An jeder Straßenecke – und wirklich an jeder – stehen Menschen und verkaufen Obst, Süßigkeiten, Snacks und vor allem Kuchen. Jede Menge Kuchen. Beliebt sind Doughnuts (Donas) und richtige Marmorkuchen, die in 12 Stücke geschnitten und auf der Straße verkauft werden. Das wird mir zu Hause fehlen. Der Straßeneckenmarmorkuchen!
Leider ist die größte Kirche mitten an der Plaza Grande in Quitos Altstadt geschlossen, aber ich darf ich die Kirche de la Compania de Jesus hinein, wenn ich fünf Dollar zahle. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Gold die katholische Kirche in Südamerika geraubt und zu einem kleinen Teil auch hier in den Kirchen verbaut hat. Die Kirche de la Compania de Jesus ist regelrecht vollständig im Innenraum mit Gold ausgekleidet. Das ist auch beim zweiten Besuch einfach überwältigend.
Auch die weinende Madonna von Quito und das Gemälde mit den vielen kreativen Foltermethoden, die den verschiedenen Sündern in der Hölle angedeihen, kommen mir wieder ins Gedächtnis. Man kann sich gar nicht richtig entscheiden, ob man für seine Reuelosigkeit gerädert, für eine Lüge an einem Haken an der Decke aufgehängt werden, für Trunkenheit aufgespießt oder für außerehelichen Geschlechtsverkehr von Schweinen gefressen werden will. Wenn die Behandlungen täglich wechseln und ich für alle meine christlichen Sünden auf verschiedene Weise gefoltert werden, wird die Ewigkeit sicher nicht langweilig. Das Ungerechte an der Sache ist ja, dass Mörder und Leute, die gerne ein gutes Essen genießen, quasi auf der selben Stufe stehen. Für Ungerechtigkeit wird man übrigens bei lebendigem Leibe gekocht. Nur, dass Ihr es wisst.
Weil ich auch noch etwas Neues sehen will, schaue ich mir das Franziskanerkloster von Innen an. Eine freundliche sehr kleine Dame führt mich herum und zeigt mir die Gemälde und Statuen, die ausschließlich sehr christliche Motive zeigen. Alles etwas gruselig. Hier scheinen alle diesen Franz von Assisi zu lieben. Warum auch nicht. Die Gründungsgeschichte ist etwas merkwürdig, denn offenbar hat der Teufel höchstpersönlich das Franziskanerkloster in Quito erbaut. Ganz alleine. Jemand hatte ihm dafür seine Seele versprochen und ihn dann mit einem sehr fragwürdigen Trick doch noch darum betrogen. Aber der Teufel hat einen teuflisch guten Job gemacht. Schöne Klosteranlage!
Diesmal habe ich in Quito kein Meerschweinchen gegessen. Nur Kochbananen und natürlich Marmorkuchen. Aber davon jede Menge.
Eure Beatrice!