Skip to main content

Rom – Alle Wege führen nach Rom, immer mal wieder

Das Kolosseum – Brot und Spiele

Das Kolosseum in Rom habe ich schon zweimal gesehen, aber auch dieses Mal habe ich mir wieder eine Eintrittskarte besorgt und mir das Prachtstück von innen angeschaut. In den letzten ein, zwei Jahren war ich in Tunesien, aus Sizilien und im Libanon. Ich habe also einige eindrucksvolle Amphitheater noch in frischer Erinnerung. Das Kolosseum ist trotzdem eindrucksvoll. Immerhin ist es das größte Amphitheater, das im antiken Rom jemals erbaut wurde und daher natürlich auch das größte noch erhaltene.

Wenn ich mir so ein riesiges Bauwerk anschaue, mit dicken Mauern, so vielen Bögen und Gängen, mit einem unterirdischen Labyrinth an Räumen und Fluren, dann kommt mir oft der Gedanke, wie ich es wohl anstellen würde, wenn ich so ein Monstrum bauen müsste. Es ist fast unvorstellbar, wie gigantisch die Baustelle gewesen sein muss. Was aber vollkommen verrückt erscheint, ist die Bauzeit von weniger als zehn Jahren. Das war allerdings nur zu schaffen mit einem nicht enden wollenden Nachschub an Sklaven, die in den zehn Jahren 24 Stunden am Tag daran gearbeitet haben.

Die Finanzierung des Kolosseums wurde einerseits durch dieses Sklavenarbeit erleichtert. Zudem hatte Vespasian gerade einen ziemlich lukrativen Krieg gegen Jerusalem geführt und dort den Tempelschatz erbeutet. Dieser half maßgeblich dabei, diese teure Baumaßnahme umzusetzen.

Und das Ziel war klar: Vespasian, oder sein Nachfolger – denn Vespasian starb leider ein Jahr bevor das Kolosseum eröffnet werden konnte – wollte seinem Volk, den Römern, Brot und Spiele bieten.

Das sah so aus, dass in dem fertigen Kolosseum fast täglich Spektakel stattfanden, zu denen die Bürger von Rom freien Eintritt hatten. Bei mehreren hunderttausend Einwohnern mussten ständig Veranstaltungen abgehalten werden, damit jeder mal an die Reihe kam. Es gab Kämpfe von Gladiatoren gegen wilde Tiere, Gladiatoren gegen Gladiatoren oder Sklaven gegen Sklaven. Ein beliebtes Showelement war auch die Bestrafung von Straftätern, die in der Arena vor den Augen aller Zuschauer von wilden Tieren verspeist wurden. Geschmäcker ändern sich über die Jahrhunderte. Mittags gab es dann etwas zu essen. Oft bestand die Verpflegung aus den wilden Tieren – in gegrillter Form – die am Morgen von Gladiatoren erlegt worden waren.

Dann Toilettenpause. Stellt euch Gemeinschaftstoiletten vor. Nein, nicht wie bei uns, sondern ohne Türen. Es waren Räume, in denen umlaufend eine Bank aus Marmor stand, in der sich Löcher befanden. Da nahmen alle Platz. In der Mitte befand sich ein Wasserbecken mit einem Stab darin, an dem unten ein Schwamm befestigt war. Damit reinigten sich einer nach dem anderen das Hinterteil. Einer nach dem anderen. Ganz genau. Es galt also, einer der ersten zu sein, die die Toiletten aufsuchten. Bei 50.000 Besuchern keine leichte Aufgaben. Und stellt euch den Geruch vor! Oder besser nicht.

Nach dem Essen und dem Toilettengang fanden am Nachmittag weitere Kämpfe statt. Es war ein Riesenspektakel. Immer und immer wieder. Ziel war es, die Bevölkerung zufriedenzustellen. Und das funktionierte ganz gut. Fast 450 Jahre lang wurde die riesige Arena fast täglich genutzt. Nur einmal gab es einen Brand nach einem Blitzschlag und es mussten Renovierungsarbeiten stattfinden. Ein Erdbeben hat fast die Hälfte des Kolosseums irgendwann zerstört, aber das war lange nachdem es als Kampfarena diente.

Die Schönheit und der Prunk des Kolosseums wurden ihm letztendlich zum Verhängnis, denn wäre es nicht vollständig mit Marmor verkleidet gewesen, hätten sicher nicht so viele Menschen es geplündert und Teile daraus zum Bau von anderen Bauten verwendet. Immerhin steht es noch, mitten in Rom und ziemlich beeindruckend durch seine schiere Größe.

Ich kann es nur empfehlen, sich in die lange Schlange zu stellen und das prächtige Kolosseum in Rom auch mal von innen zu betrachten. Es gibt allerdings auch teurere Tickets mit geführten Touren für alle, die nicht warten wollen.

Wusstet Ihr übrigens, dass das Kolosseum immer für zwei Tage bunt angestrahlt wird, wenn ein Staat dieser Welt die Todesstrafe abschafft oder wenn ein Todesurteil aufgehoben wird? Das Kolosseum, ein Ort, der viele Todesstrafen gesehen hat, ist nämlich heute ein Monument gegen die Todesstrafe.

Eure Beatrice!

2 Comments

  • Ferd sagt:

    In Rom war ich schon viermal, aber immer im Sommer, denn ich liebe die Stadt, wenn es so richtig heiß ist und alle am Fluss sitzen und Aperol Spritz trinken. Ich wusste nicht, dass das Kolosseum ein Monument gegen die Todesstrafe ist. Interessant. Irgendwie passt das gut.

    • Beatrice Sonntag sagt:

      Stimmt. Ich finde das auch passend, denn es ist ein Ort, der mit der Todesstrafe in Zusammenhang steht und es ist nicht zu übersehen.

Leave a Reply