Roswell ist das Lourdes von New Mexico
Roswell zählt – zumindest in diesem Jahr – zu den verrücktesten Reisezielen, die ich mir ausgesucht habe. Das besondere an der kleinen Stadt Roswell, die mitten in der Wüste von New Mexico liegt, ist nämlich, dass hier möglicherweise am 8. Juli 1947 ein UFO abgestürzt ist – oder eben auch nicht. Es ist eine Glaubensfrage, ob Roswell eine weltweit bedeutende Stadt ist oder nur ein Kaff, in dem ein paar Spinner gewohnt haben. Im Grunde ist es genauso wie in Lourdes. Dort ist die Mutter Gottes erschienen, oder eben auch nicht. Alles eine Frage des Glaubens.
In Roswell gibt es tatsächlich ein paar mehr Hotels und Motels, als in den anderen Kleinstädten New Mexicos, weil sich immer wieder Besucher und UFO-Anhänger hierher verirren, auch wenn der sogenannte Roswell Zwischenfall schon fast 70 Jahre her ist. In den 90er Jahren erlebte Roswell ein kleines Comeback, als sich wieder Scharen von UFO-Fans hier tummelten und sich die Augenzeugenberichte über UFO-Sichtungen aus irgendeinem Grund weltweit mehrten. Heute wirkt Roswell so, als habe es seine wilden Tage hinter sich und als sei es mit dieser Tatsache auch recht zufrieden.
Trotzdem lebt noch immer ein beträchtlicher Prozentsatz der Bewohner von Roswell vom UFO-Tourismus. Die Hauptattraktion des Ortes ist das Ufo-Museum, offiziell als „UFO Museum and Research Center“ bezeichnet. Dieser Name verleiht dem Museum einen wissenschaftlicheren Touch und tatsächlich schafft es das kleine Museum, sowohl die UFO-Fanatiker als auch die Skeptiker vollkommen in seinen Bann zu ziehen. Aus den zahlreichen Dokumenten, Bildern und Artefakten ist die Geschichte der Ereignisse 1947 gut nachvollziehbar und jedem bleibt es selbst überlassen, welchen Augenzeugen er Glauben schenken möchte. Der Rancher, der das vermeintliche UFO gefunden hat, wurde offenbar von der amerikanischen Armee aufgesucht, die ihm die Originalteile der havarierten Untertasse abgenommen und Fotos von ihm mit einer Fälschung gemacht haben. Diese Fotos gingen um die Welt. Man kann in dem Museum eidesstattliche Erklärungen von Krankenschwestern lesen, die zu dieser Zeit auf der Militärbasis bei Roswell Dienst hatten und schwören, die Leichen der verunglückten Aliens gesehen zu haben.
Welches sind die echten Kornkreise?
Eine zweite Abteilung des UFO-Museums beschäftigt sich mit der Geschichte der UFO-Sichtungen weltweit. Dabei werden Artefakte und Zeichnungen verschiedener Indianerstämme, der Inka in Südamerika und anderer frühzeitlicher Stämme als Beweis dafür angeführt, dass Außerirdische seit jeher schon die Erde besucht haben. Anhand von anschaulichen Gegenüberstellungen wird erklärt, welche Kornkreise tatsächlich von Aliens gemacht wurden und welche von Menschenhand gefertigt wurden – und natürlich, wie man den Unterschied erkennen kann. Dasselbe gilt für Fotografien, die vermeintliche UFOs oder eben echte UFOs zeigen.
Abgerundet wird die Ausstellung von einer lustigen Gruppe von Gummi-Aliens, zahlreichen Zitaten von berühmten Ufologen und Prominenten, die fest von der Existenz von außerirdischem Leben überzeugt sind. Ich selbst hoffe ja sehr, dass wir im Universum nicht alleine sind, allein schon deshalb, weil ich mich nicht damit abfinden will, dass der Mensch das intelligenteste Wesen im Universum sein soll. Das wäre ja jämmerlich! Ob ich daran glaube, dass in Roswell ein UFO abgestürzt ist, sei einmal dahin gestellt. Außerdem bin ich ein großer Star Trek-Fan und würde lieber heute statt morgen zu fremden Galaxien aufbrechen. Bis dahin muss ich mich aber noch ein wenig hier auf der Erde aufhalten und mir so faszinierende Orte wie Roswell in New Mexico ansehen.
Eure Beatrice!