Salem – Das entbehrungsreiche Leben im Kloster
Bei meiner Reise an den Bodensee habe ich am Kloster in Salem einen Zwischenstopp eingelegt. Ich hatte die Wahl zwischen dem Affenberg und dem Kloster, aber vor etwa 40 Jahren war ich mal auf dem Affenberg gewesen und hatte dort eine traumatisierende Erfahrung gemacht, als mir ein Affe mein Spielzeug wegnahm und es hinauf auf den Baum mitnahm. Spielzeug ist der falsche Begriff. Es war Bert, mein Wegbegleiter und zweitbester Freund (gleich nach Ernie). Der Affe verschleppte Bert auf den Baum und biss ihm in die Nase. In die Nase!
Also fiel die Wahl in diesem Jahr auf das Kloster von Salem. Da es irgendwo im Nirgendwo liegt, sind die Parkplätze frei. Eine tolle Sache. Sobald man das Kassenhäuschen passiert hat, fühlt man sich hier gleich in vergangene Zeiten versetzt, denn alles wirkt ehrwürdig und historisch. Klar, das Münster hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel – sie ist 1414 eingeweiht worden – und das Kloster auch, aber nur wenige Gebäude bewahren sich ihren Charme so gut.
Im Kloster kann man im Rahmen einer Führung die Gemächer der ehemaligen Äbte besichtigen. Das Kloster Salem ist ein Zisterzienserkloster und die Zisterzienser haben sich damals von den Benediktinern abgespalten, weil sie die religiösen Regeln noch strenger auslegen wollten. Genügsamkeit, Nächstenliebe, enthaltsame und beschiedene Lebensweise sowie das Entsagen der weltlichen Annehmlichkeiten. Daher haben die Gemächer des Abtes von außen beheizbare Kachelöfen, Gobelins von unschätzbarem Wert, mit Blattgold verzierte Stuckdecken und erlesene Gemälde. Es ist genau das, was man sich unter einem bescheidenen Mönchsquartier vorstellt.
Der Abt hatte sogar einen Pferdestall für seine 14 Pferde, was offenbar in Klöstern der Zeit eine Seltenheit war. Wenn er den Fürst in Konstanz oder in Meersburg ärgern wollte, fuhr der Abt von Salem mit einer sechsspännigen Kutsche vor, was eigentlich nur den Fürsten und Königen vorgehalten war. Ein Sechsspänner war damals das Pendant zu einem Tesla heute.
Das alte Kloster wurde bereits 1134 gegründet, brannte aber leider in einer sehr kalten Märznacht vollständig ab. Das war 1697. Nachts bemerke man die Flammen nicht sofort und als man dann den Brand bemerkte, stellte man fest, dass das Löschwasser eingefroren war. So kalt waren die Märznächte im 17. Jahrhundert. Auf jeden Fall ist das der Grund dafür, dass das Kloster heute so elegant und groß ist.
Es gibt viel zu entdecken und man darf sogar in die Kapelle hineinschauen, die einst der Speisesaal des Internats gewesen ist. Offenbar sind das Gymnasium und das Internat von Salem weltberühmt. Keine Ahnung, warum ich noch nie davon gehört hatte, vielleicht weil meine Eltern nicht das Kleingeld für eine solche Eliteausbildung locker machen wollten. Die Eltern von Prinz Philipp taten es. Und offenbar auch viele Eltern von anderen jungen Menschen, die hier die Kinder der Weltelite aus 44 Ländern kennen lernen. Halb so schlimm. Unsere Abschlussklasse war auch ziemlich cool, wenn es auch keiner geschafft hat, ins britische Königshaus einzuheiraten.
Soviel für heute zum Kloster in Salem. Wer alte Architektur mag und sich für Kunstwerke aus dem Mittelalter und dem Barock begeistern kann, sollte mal einen Abstecher hierher machen!
Eure Beatrice!