Schiras – Lebendige Millionenstadt mit Tschador
Schiras oder Shiraz ist eine der größten Städte im Iran. Daher hat sie auch ein ähnliches Verkehrsproblem wie die Hauptstadt Teheran. Die Staus zur Rush Hour sind nicht ganz so grausam wie in der 14 Millionen Metropole weiter nördlich, aber durchaus ähnlich nervtötend.
Hat man sich aber erst einmal durchgekämpft und hat auch noch mitten in Schiraz irgendwo einen Parkplatz gefunden, dann beginnt der Zauber dieser Stadt jeden Besucher in seinen Bann zu ziehen. Allein der Basar ist schon die Reise wert. Er kommt mir noch bunter und lebendiger vor, als der Basar in Isfahan. Viele Nomaden verkaufen ihre bunten Teppiche und Kleider. Sie sind – was ich gut nachvollziehen kann – keine Fans dieser grässlichen schwarzen Tschadors, sondern ziehen lieber farbenfrohe Gewänder an.
Zwischen Stoffen, Kleidung, Schmuck, Gewürzen, Teeläden, Teppichen und Schuhgeschäften kaufe ich ein paar Souvenirs und genieße einfach die Atmosphäre. Ich esse auch ein traditionelles Nudeleis. Das ist eine kühle Spezialität aus Stärke, die ein wenig vom Aussehen her an kleine dünne Nudeln erinnert. Sie wird mit Zitronen- und Bitterorangensaft serviert.
Die Highlights von Schiras sind aber sicherlich die Schreine, Moscheen, Imamzades und Mausoleen, die überall verteilt sind. Imame und deren Nachfahren sind hier begraben und zwar in den prachtvollsten Gebäuden, die man sich vorstellen kann. Die Moschee Nazir al Molk zum Beispiel ist ein wahres Kunstwerk aus der Kadscharenzeit. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt und ist auch als die Rosenmoschee oder Rosarote Moschee bekannt.
Der Name kommt nicht von ungefähr, denn die Fliesen im Innern der Moschee sind von Rosa und von Rosen geprägt. Die Stalaktitendächer in den Nischen sind ebenso eindrucksvoll wie die Gebetshalle mit ihren bunten Fenstern, durch die das Sonnenlicht alles in Regenbogenfarben taucht. Viele junge Damen nutzen diese wunderschöne Szenerie für Selfies und Instagramposen, obwohl sie alle in diese scheußlichen Tschadors gehüllt werden, wenn sie das Innere der Moschee betreten.
Noch einmal lasse ich mich an diesem Tag in einen Tschador zwängen und zwar um das Innere des Heiligtums Schah Cheragh zu sehen. Das bedeutet König des Lichts und hier sind zwei Söhne des siebten Imams begraben. Man hat keine Kosten und Mühen gescheut, um diese beiden Herren standesgemäß zur ewigen Ruhe zu betten. Wahnsinn. In den Innenräumen, wo die Schreine stehen, sind Millionen von kleinen Spiegeln an den Wänden angebracht und sie bilden kunstvolle Muster. Ich komme aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus und dabei bin ich nur in dem Teil, den die Frauen betreten dürfen. Was für ein Glanz muss das erst bei den Männern sein.
Ich kann euch sagen, dass es unter so einem Tschador affig heiß ist, im September in Schiras. Was für ein Unsinn. Da erschafft dieser Gott Frauen und dann will er nichts davon sehen? Ich werde es nie verstehen.
Eure Beatrice!