Tiwai Island – Tief im Urwald
In Sierra Leone gibt es eine ganz berühmte Insel, die Tiwai heißt. Es ist aber keine Insel im Meer, sondern eine Flussinsel, umschlossen vom Fluss Moa, von dem ich noch nie gehört hatte. Da es sich um eines der bedeutendsten Affenschutzgebiete der Welt handelt, habe ich auf meiner Westafrika-Rundreise auch auf Tiwai Island Station gemacht.
Elf Primatenarten soll es hier geben. Ein winziges Touristencamp mit einfachen Zimmer, Bädern im Flur und einer Speiseveranda mit Küche ist perfekt, um sich zwei Tage lang den Primaten zu widmen. Es gibt Fliegennetze für die Nacht und Solarpaneele, die dafür sorgen, dass man die Kamerabatterien aufladen kann und beim Duschen nicht aus Versehen eine der Spinnen mit einschamponiert.
Auf meiner ersten Wanderung am frühen Morgen ging es durch den dichten Regenwald, der fast unberührt wirkt. Die Affen fühlen sich wohl zwischen gigantischen Bäumen mit eindrucksvollen Brettwurzeln sowie unzähligen Strauch-, Farn-, Busch- und Schlingpflanzenarten. Sogar ein paar Blüten und Pilze sind zwischen den Blättern versteckt.
Der kleine Mann, der mich durch den Urwald führt, kennt die etwa 100 Trampelpfade, von denen einige deutlich sichtbar und andere schon wieder unter dichtem Laub verschwunden sind. Er findet zwar nicht die Schimpansen, die es auf Tiwai Island gibt, aber immerhin eine Gruppe von Roten Colobusaffen und Weißschwanz-Colobusaffen. Diese turnen weit oben in den Baumkronen herum und schauen neugierig zu uns herab. Mit meiner Kamera kann ich sie recht gut sehen. Mit bloßem Auge nur, wenn sie sich bewegen und von Ast zu Ast schwingen.
Eine Bootsfahrt am Nachmittag war angenehm, denn sie sorgte für Fahrtwind. Auf der Insel stand die heiße Luft und daher war eine kleine Brise sehr willkommen. Die Zwergkrokodile und Pygmäenflusspferde ließen sich nicht blicken. Schade. Aber im Grunde nicht erstaunlich. Westafrika ist wirklich kein Ziel für Großwildfans.
Eure Beatrice!