Ein Hafen, tolle Aussichten und besser kein Abstecher in die Nachbarstadt
Valparaiso liegt am Meer und zwar auf einer anschaulichen Anzahl von verschiedenen Hügeln, so dass fast jedes Haus einen Blick aufs Meer hat. Es ist hier so hügelig, dass man schon vor mehr als 130 Jahren angefangen hat, Aufzüge in den Straßen zu bauen. Diese teils etwas abenteuerlichen Kosten aus Holz, die an steilen Schienen mit viel Getöse hinauf und wieder herunter ruckeln, gehören zu den interessanten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Angeblich haben die Stadtviertel mit den höheren Kriminalitätsraten auch die besseren Aussichten. Aber auch die Viertel, in die man sich als Tourist bedenkenlos verirren kann, scheinen ausschließlich Gebäude mit traumhaftem Meerblick zu haben. Da wäre zum Beispiel das Haus von Pablo Neruda, das heute als Museum für alle zugänglich ist. Es ist vergleichbar mit dem Haus von Pablo Neruda in Santiago de Chile, nur dass seine Lage einfach unschlagbar ist. Das etwas verschrobene Gebäude hat einen recht kleinen Grundriss, dafür aber fünf Stockwerke, in denen jeweils etwa ein oder zwei kleine Zimmer Platz haben. Je höher man steigt, desto atemberaubender wird die Aussicht auf die mit bunten Häusern bedeckten Hügel und den Hafen.
Im Haus sind die schrägsten Möbel, Gemälde, Bücher, Karten, Gläser und Puppen ausgestellt. All diesen Unsinn hat Pablo Neruda während seines Lebens gesammelt und aus der ganzen Welt herangeschleppt. Nun ja, jemand, der eine Ode an die Zwiebel verfasst hat, aber auch schon ein Verehrungsgedicht über Stalin verfasst hat, der muss im Grunde etwas exzentrisch sein. Ich bin auf jeden Fall begeistert.
Im Hafen kann man mit kleinen Fischerbooten, die mit Touristen vollgestopft werden, bis der Kapitän nur noch auf dem Geländer stehend Platz findet, Hafenrundfahrten unternehmen. Man kommt dabei an mächtigen grauen Militärschiffen vorbei, an gigantischen Verladekränen und Güterschiffen, die Millionen von Tonnen von Material transportieren können. Aber man sieht auch Seelöwen, die sich in der Sonne aalen.
Irgendwer hatte mir empfohlen, einen Ausflug nach Viña del Mar zu unternehmen. Das war mit der Metro auch ganz einfach und sogar recht günstig. Leider ist Viña del Mar allerdings furchtbar hässlich. Es besteht hauptsächlich aus unansehnlichen Betonklötzen, in denen tausende von Hotelbetten untergebracht sind. Dazwischen fahren alberne Pferdekutschen. Das einzig interessante in diesem Lloret de Mar des Südens sind das Naturhistorische und Archäologische Museum sowie eine ganze Kolonie von Pelikanen, die auf den Steinen der felsigen Küste sitzen.
Wer also demnächst nach Valparaiso fährt, der kann beruhigt dort bleiben, denn diese lebendige und bunte Stadt ist 1000 mal schöner als der die langweilige Touristenhochburg Viña del Mar.
Eure Beatrice!