Würzburg – Wie viele Kirchen sind eine zu viel?
Würzburg ist bekannt. Aber ich war 2024 zum ersten Mal dort. Tolles Wetter, Wochenende, viel Zeit und eine unbekannte Stadt voller historischer Sehenswürdigkeiten. Was will man mehr?
Die Residenz des Fürstbischofs ist sicherlich eine der Hauptattraktionen und daher stand diese auch als erstes auf meiner Liste der Dinge, die man in Würzburg gesehen haben muss.
Es ist eine eindrucksvolle Residenz. Ein Palast. Fast ein Schloss. Der Fürstbischof hat hier nicht alleine gewohnt, sondern mit 200 Leuten, teils Familie, teils Bedienstete. Insgesamt 500 Menschen sollen am Hof gearbeitet haben. Bei einem Anwesen von diesen Ausmaßen scheint das durchaus möglich. Man hatte ja auch hohen Besuch und musste mit dem neuesten Schnick Schnack auftrumpfen. Napoleon höchstpersönlich ist mit seinem Achtspänner hier vorgefahren und hat dem Bischof und Fürst einen Besuch abgestattet.
Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um die Residenz so prunkvoll wie möglich zu gestalten. Balthasar Neumann wurde engagiert, um den Wahnsinn zu entwerfen und zu bauen. Immerhin wurde er auch im Deckengemälde verewigt. Balthasar Neumann ist der Kerl, der auf dem 50 Mark-Schein drauf war. Sicher erinnern sich einige von euch noch an ihn.
Die Deckengemälde sind entsprechend der damaligen Zeit ein wenig rassistisch, aber trotzdem wunderschön und sehr kunstvoll. Logisch ist, dass der Kontinent Europa am besten wegkam in der künstlerischen Darstellung. Interessant ist dann allerdings aus heutiger Sicht, dass Asien als der Kontinent gezeigt wird, der nach Europa am meisten zivilisiert ist, darauf folgt Afrika und erst am Ende der Zivilisationsleiter folgt Amerika. Hier vermuteten die Bewohner des Palastes in Würzburg Wilde und Kannibalen. Seltsam, denn das Gemälde stammt aus einer Zeit, in der es die Harvard-Universität schon über 100 Jahre lang gab.
Wie auch immer. Rassismus hin oder her. Man muss die Kunst des Malers Tiepolo bewundern. Sicher war dieses Deckengemälde einer der Gründe dafür, dass die Amerikaner nach der fast vollständigen Zerstörung Würzburgs durch britische Flieger (400 Tonnen Sprengbomben und 300.000 Stabbrandbomben innerhalb von nur 17 Minuten) beschlossen haben, die Residenz zu schützen, oder eben das, was noch übrig war. Ein Herr John D. Skilton hat die Trümmer besucht und dann viel Geld gesammelt, um all die Kunst zu bewahren. Besonders beeindruckt hat mich in der Residenz der Spiegelsaal, ein irrer Raum voller Spiegel, der sehr deutlich macht, wie stinkreich der Fürstbischof war.
Die Innenstadt von Würzburg erstrahlt wieder wie neu, ein Wunder, nachdem sie zu 90% zerstört war am Ende des Zweiten Weltkrieges. Sie ist sympathisch, lebensfroh und am Wochenende voller Leute. Auf einer Brücke, die sehr an die Prager Karlsbrücke erinnert, wird aus eleganten Gläsern Wein getrunken. Brückenschoppen nennt sich das und bei schönem Wetter ist er ein voller Erfolg. Tolle Stimmung!
Im Zentrum der Stadt stehen drei gigantische Kirchen: Der Dom, das Neumünster direkt daneben und ein paar Schritte entfernt die nicht weniger imposante Marienkapelle. Seltsam.
Nun. Ich kann euch Würzburg nur empfehlen, wenn ihr mal in der Nähe seid.
Eure Beatrice!