Der Yosemite Nationalpark ist nicht so kalt, wie man glaubt
Der Yosemite Nationalpark gehört wahrscheinlich zu den Top Ten der Attraktionen in Nordamerika. Höchste Zeit also, dass ich mir das Naturwunder auch einmal anschaute. Wir machten Station in Mariposa, einem 100-Seelen Dorf mit vier Restaurants, einer Tankstelle, die übrigens einen hervorragenden Erdnussbutterkaffee hat und zudem mit dem kältesten Bier der Stadt wirbt, einem Burger King, einem Liquor Store und drei Hotels. Alles, was man braucht.
Ich dachte mir, dass der Mai für einen Besuch hier eigentlich ganz angenehm sein sollte. Leider erzählte mir die Wettervorhersage kontinuierlich, dass im Yosemite Nationalpark Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen. Mit dicken Jacken ausgestattet machen wir uns von Mariposa, wo sommerliche Temperaturen um die 25 Grad herrschen auf den Weg zum Park. Wir fahren durch waldbedeckte Berge und erreichen bald den Eingang. Dahinter werden die Bäume noch höher und der Weg schlängelt sich an einem ziemlich rasanten Bergbach entlang, der gerade voller Enthusiasmus Hektoliter von Schmelzwasser auf den Bergen abtransportiert.
Wir suchen uns ein paar Wanderwege aus und spazieren ein paar Stunden durch die schöne grüne Landschaft. Verrückterweise sind es auch hier knapp 25 Grad und die Sonne strahlt über dem üppigen Grün, den mächtigen Felswänden und den tosenden Wasserfällen.
In einem kleinen Lokal beim Camp finden wir leckere Burger. Dutzende von Schildern weisen darauf hin, dass man auf keinen Fall die Wildtiere füttern soll. Die Mülleimer sind bärensicher. Aber die Hörnchen, die um den Tisch herumscharwenzeln sind erstaunlich interessiert an den Touristen und irgendwie übergewichtig. Ein weißhaariger Mann kommt, um die Mülltonnen zu leeren. Er spricht uns an und wundert sich darüber, dass die Schlagzeile der Lokalzeitung auf ein Marihuanafestival hinweist. „Das habe ich ja in 75 Jahren nicht erlebt!“ staunt er. „Alle reden nur noch über Marihuana. Vielleicht sollte ich das auch mal probieren.“ Wir lächeln und nicken.
Weiter geht es zu weiteren Wasserfällen. Unter einem von ihnen liegt tatsächlich noch ein wenig Schnee, obwohl es auch am Nachmittag noch angenehm warm ist. Den Abend verbringen wir mit ein paar wirklich schrulligen Gestalten im besten Restaurant von Mariposa. Vom etwa 6 Tage alten Säugling bis zum 89-jährigen Greis sind eigentlich alle hier. Es gibt tolle Burger mit Blauschimmelkäse.
Am zweiten Tag hat der Yosemite Park noch immer viel Neues zu bieten. Wir fahren in eine Gegend, die sich Wawona nennt und wo tatsächlich mitten im Nationalpark ein paar Leute in Holzhäusern wohnen. Hinter den Häusern führt ein wirklich steiler Weg zwischen Felsen an einem stürmischen Bach entlang hinauf zum Chilnualna Wasserfall. Am ersten von mehreren kaskadenartigen Wasserfällen kann man auf einem dicken Stein sitzen und sich vom Aufstieg erholen. Der Blick auf den Wasserfall und die umliegende Idylle ist einfach magisch. Ich bin dem Wetterbericht fast nicht böse, dass er so komplett (um 25 Grad) daneben gelegen hat.
Eure Beatrice!